Fankongress 2008 Frankfurt/Main
Frankfurt ist vorbei - Isar oder Spree im Sommer
So, auch dieses BAFF-Treffen ist nun wieder Geschichte. Über 50 Fußballfans aus ganz Deutschland trafen sich im DGB-Jugendcafe in Frankfurt um sich Gedanken über ihren wichtigen oder wichtigsten Lebensinhalt Fußball aus Sicht der Fans zu machen. Am Freitag traf man nach und nach ein, trank ein Bier und führte erste Gespräch. Am späteren Abend kam es dann zur Lesung mit Bernd Beyer. Bernd Beyer stellt sein Buch über Walter Bensemann vor. Walter Bensemann war u.a. an der Gründung einer Vielzahl von Vereinen im süddeutschen Raum beteiligt. Er vertrat einen absolut weltoffenen Fußball, der sich nicht für nationale Interessen einspannen lassen wollte. So war es Bensemann der die ersten, heute (Ur-)Länderspiele genannten, Vergleiche mit den damaligen "Erzfeinden" England und Frankreich organisierte. Natürlich positionierte er sich damit gegen die bornierten und erzkonservativen deutschnationalen Interessen, die später den DFB dominierten.
Aus Fußballfansicht ist fast noch interessanter, dass Walter Bensemann quasi das erste Fanzine gründete. Er nannte es "Kicker" und die Zeitschrift hat sich zur einflussreichsten Fußballzeitung in Europa entwickelt. Es ist großartig zu lesen, wie Bensemann über den Fußball schreibt, manche nennen den Ur-Kicker auch die „Mutter aller Fanzines“. Da wird nicht nur über das Spiel berichtet, sondern mindestens genauso wichtig ist, was es zu Essen und Trinken gab, wie man empfangen wurde und ob man nette andere Fußballenthiusiasten kennen lernen konnte. Tja, der Kicker hat dann im Laufe der Zeit relativ viel von seiner einstigen Fannähe verloren ;-)
Walter Bensemann musste 1933 vor den Nazis fliehen und starb ein Jahr später im Schweizer Exil. Der DFB hat seinen 2006 ins Leben gerufenen Preis für soziales und antirassistisches Engagement nach Walter Bensemann benannt.
Bernd Beyer wird einige Passagen des Buchs lesen, aber auch darüber sprechen, wie das Buch aufgegriffen wurde und welche Reaktionen es hervorgerufen hat.
Danachwar dann wieder Zeit zum Reden und Babbeln mit FanaktivistInnen aus ganz Deutschland bei Bier, Apfelwein oder Kaffee.
Samstag
Am Samstag wurde dann ein ausladendes Frühstück von den Offenbachern bzw. Frankfurtern Organisatoren kredenzt. Für die Bereitschaft, sich das alles anzutun, auch da einige "Nicht-BAFFlerInnen" darunter waren, ein herzliches Dank. Nach dem Frühstück konnte dann gestärkt die Arbeit im Plenum beginnen. Nach der Vorstellungsrunde wurde der Weg vom DFB-Fankongrss Leipzit mit all seinen dann folgenden AGs, Arbeitstreffen, Entscheidungen usw. aus BAFF-Sicht beleuchtet und aufgedröselt. Intensiv beschäftigt wurde sich mit den Änderungen bei den Stadionverbotsrichtlinien, die in kürze in Kraft treten sollen.
Der DFB hat die auf dem Fankongress in Leipzig im Sommer letzten Jahres angekündigte Reform der Stadionverbotsrichtlinien in die Tat umgesetzt. B.A.F.F. begrüßte diese neue Regelung auf dem diesjährigen Wintertreffen. „Wir freuen uns, dass der DFB diesen Schritt in die richtige Richtung gehen will, obwohl es offenbar durchaus Widerstand bei Polizei und Vereinen gibt“, so B.A.F.F.-Sprecher Wilko Zicht, „aber wirklich gelungen ist die Reform erst, wenn auch die Hardliner bei den Vereinen sie umsetzen. Nur wenn bei Stadionverboten endlich Einzellfallgerechtigkeit und Transparenz herrschen, können sie ein Beitrag zur Sicherheit in den Stadien sein. Aktuell schüren sie Frustration und Aggression in den Fanszenen.“
Danach gab es einige Diskussionen zu BAFF-Internen Positionen, die deshalb hier nicht näher erwähnt werden, da sie ja Intern sind, wie der Name schon sagt. Demnächst wird aber auch einiges Davon hier zu lesen sein, zumindest ist dies in Planung.
Zum Inhaltlichen Abschluß wurde am Abend dann noch ein Vortrag zu dem Thema: "Nationalismus, Rassismus, Antisemitismus und Gewalt im ukrainischen Fußball" von von George Lipphard gehalten und aufmerksam verfolgt.
Nachdem die Pizza-Bestellung aufgrund massiven Polizeieinsatzes und damit verbunden Strassensperren aufgrund einer Studentendemo gegen Studiengebühren ausfallen musste, verpflegte sich jeder auf eigenen Art und Weise, bevor er dann in der Bembelbar eintrudelte. Bembelbar goes BAFF - so hieß es nämlich ab 21:00 Uhr im Fritsche (Sachsenhausen, Fritschengäßchen). Die Bembelbar DJ's mit Unterstützung aus Berlin (und vielleicht HH) legten ihre Mucke auf und batendie BAFFlerInnen und Gäste aus der Region zum Tanz.
Sonntag
Am Sonntag wurden dann noch einige Themen besprochen. U.a. einde Diskussion vom Sommertreffen in Wien vertieft und über eine Haltung zum Thema Pyro im Stadion nachgedacht, Ideen für das kommende Treffen (Bewerbungen gab es aus Berlin und München) gesammelt, auch was die Inhalte und die Form angeht und dann natürlich der Goldene Schlagstock verliehen. Dazu aber mehr hier.
Mit dieser Verleihung und der Pressekonferenz ging dann das BAFF-Treffen auch wieder zu Ende. Auch wenn alle ein wenig geschafft waren, war es dennoch mal wieder zu kurz, um alles unterzubringen. Aber vielleicht ist dafür dann im Sommer wieder Zeit.
