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2. Bundesweiter Fan-Kongress

 

2. Bundesweiter Fan-Kongress
Tja, das war er also, der Kongress.
Mal wieder ein voller Erfolg, mehr als erwartet. Obwohl nicht alles so gut anfing. Irgendwie konnten nicht alle Räume, die vom Haus zugesagt wurden, auch belegt werden. Warum weiß ich nicht, aber war schon ziemlich scheiße. Auf jeden Fall mußten diejenigen der gut 300 Leute, die erst relativ spät ankamen (aber vielleicht frühzeitig gebucht hatten), vertröstet werden, da sie in den Schlafsaal ausweichen und mit sich mit Matratzen begnügen mußten. Am Abend gab es dann eine Art "Lesung" mit Günther Koch (dem "Clubberer" Fußballkommentator), der nicht las, sondern von dem Ausschnitte aus seinen Radiokommentaren vorgespielt wurden, was teilweise sehr witzig war. Danach spielten noch die "Frohlix", eine Band aus Mainz, bei denen richtig gute Stimmung aufkam, als sie einige Lieder coverten. Zum Schluß war dann noch Party angesagt, die so bis kurz vor Frühstücksbeginn lief. die DJs hatten lediglich mit ihrer Anlage zu kämpfen, nicht aber mit müde werdendem Publikum.
Die zentrale Veranstaltung aber fand am Samstag Nachmittag statt. Mit dabei waren der Sicherheitsbeauftragte und der Pressesprecher des DFB, Vertreter von ran (Sat1), der ZIS (Polizei: Zentrale Info-Stelle Sport), der Vizepräsident der VdV (Spielergewerkschaft, der Präsident hatte am Vortag einen langwierigen Zahnarzttermin, der ihn wohl etwas mitgenommen hatte), ein Vertreter der BAG der Fanprojekte und zwei BAFF-Vertreter. Moderiert wurde die ganze Sache von Jürgen Roth (Autor von "So werde ich Heribert Faßbender"; er wurde zwischenzeitlich von Heribert Faßbender verklagt, den Buchtitel zu ändern.....). Zentrale Themen war die Versitzplatzung und die "Verwurstung" des Fußball durch die Medien. Zu den Sitzplätzen kam mal wieder die Leier des DFB: "Wir sind ja für Stehplätze, aber damit stehen wir in der UEFA ganz alleine da. Wir können da leider keinen Einfluß nehmen und in der UEFA haben wir auch nur eine Stimme, wie Moldawien." Daß der DFB mittlerweile fast alles in deutschen Stadien vorschreibt -von der Maschenbreite des Stadionzauns bis zu der Mindestanzahl von Sitzplätzen- wollte der DFB dabei nicht gelten lassen. Zumindest wissen die in Frankfurt jetzt, daß es ein paar Leute gibt, die sich das nicht einfach so gefallen lassen wollen. Da sich die Mitgliederzahl bei BAFF in den letzten 7 Monaten fast verdoppelt hat, läßt sich unter Einbeziehung der Leute, die der gleichen Meinung, aber nicht Mitglieder bei BAFF sind, hoffen, daß sich bald (möglichst sehr bald !) eine ausreichend große Menge formieren kann, um ihrer Forderung Nachdruck zu verleihen. Nämlich der, daß unabhängig von der Anzahl der Sitzlätze die Stehplätze nicht gänzlich abgeschafft werden.
Zweites Thema war die Einflußnahme und Aufbereitung des Fußballs durch das Fernsehen. Hier mußte Sat1 einiges an Kritik einstecken. Insbesondere ihr Einfluß an der Spieltagverlegung und die permanente Einmischung in die Neugestaltung der Fußballregeln wurde kritisiert. Ein Gladbachfan zum Beispiel erzählte, daß Gladbach allein in der kommenden Hinrund sechs (!!!) Auswärtsspiele am Sonntag hat. Darunter sind die Spiele in Hamburg, Berlin, Stuttgart, und Rostock!!!! Was das für Fans, die zu den Auswärtsspielen reisen wollen, bedeutet, ist wohl jedem klar (, der schon einmal montags morgens um 3 Uhr 30 nach Hause gekommen ist, um dann wieder früh aufzustehen ...). Ein anderer Kritikpunkt wurde in folgender Aussage prägnant formuliert: "Wenn irgend jemand seinen Dackel schwarz-gelb anmalt, ist Sat1 gleich mit 2 Fernsehteams dabei, wenn die Fans aber mal wirklich etwas auf die Beine stellen und anfragen, ob Ihr darüber berichten wollt, habt Ihr nie Zeit." Das konnten viele andere bestätigen. Zum Beispiel die Leute vom VfL Bochum-Fanzine "Vfoul", die etwa 15 mal angefragt hatten, aber immer abgeschmettert wurden. Nur als sie eine Spaß-CD "Wild auf die 2. Liga" anläßlich des Abstiegs aus der ersten Liga herausgaben, fragte Sat1 unaufgefordert bei ihnen an, ob sie einen Bericht darüber senden könnten. Alles, was nicht in das "grelle, bunte, aufregende,.........(was-weiß-ich-was)........ Erste-Liga-Bild paßt, wird aber ignoriert. Der Sat1-Vertreter gab dies zumindest zu, ob sich von denen aus was ändern wird ist aber auch fraglich.
Ach ja, vormittags gab es noch einen Beitrag von John Baine, dem (Mit-)Begründer der "Brighton Independent Supporters Association". Hier eine Kurzversion: Der "Brighton Hove and Albion FC", der 1984 noch erst im Wiederholungsspiel des englischen Pokalfinales gegen Manchester United unterlag, hatte zu Anfang der 90er Jahre große Schulden und war sportlich in schwer abgerutscht. Ein Typ namens "Archer" kaufte für 56,25 Pfund die Aktienmehrheit des Vereins. Er wollte dem Verein nicht helfen, sondern, im Gegenteil, er ließ ihn weiter ausbluten, verkaufte die Spieler, die noch etwas Geld einbrachten oder etwas gegen seine Führungspolitik sagten und verkaufte schließlich, was das Ziel seiner Aktion war, das Stadion des Vereins.
Dies liegt, wie die meisten der englischen Stadien, mitten in der Stadt. Ende des Jahres wird dort ein
Einkaufszentrum stehen, die Abrißarbeiten sind bereits vollzogen. Nur - ohne langfristige Aussicht auf ein Stadion verliert der Verein die Lizenz. Archer war das egal. Die Brightonfans, deren Verein mittlerweile an letzter Stelle der 4. Liga stand, "engagierten" sich jedoch sehr stark für den Erhalt ihres Vereins (Brighton hatte auch als Tabellenletzter noch einen Zuschauerschnitt von über 6.000), sogar so stark, daß heute noch einer von ihnen im Knast sitzt........ Vielleicht der Höhepunkt des Protestes, zumindest aber der aufsehenerregendste, war der Fans-United-Day am 8.2.97. 12.000 Fans von allen Vereinen aus England, dazu noch ein paar aus Deutschland, Holland und Spanien kamen, um ihre Solidarität zu zeigen. Seitdem ging es bergauf mit dem Verein und sie verloren kein Heimspiel mehr. Nach 9 Punkten Rückstand, den sie vor dem Spiel am Fans-United-Day (das Brighton unterstützt durch eben diese 12.000 Fans (Es war ein "normales 4.Liga-Spiel !!!) mit 5:0 gewann) auf den Tabellenvorletzten (Nichtabstieg in den Amateurbereich=Rettung vor der absoluten Bedeutungslosigkeit im englischen Fußball) hatten, konnten sie sich am letzten Spieltag hollywoodmäßig gegen genau den Vorletzten durchsetzen und sich somit vor dem Abstieg retten. Mittlerweile hat sich die Situation im Präsidium des Vereins etwas entschärft, aber noch besteht kein Grund zur Erleichterung für die Brighton-Fans.
Punkt 2 des Samstagvormittags war ein Drei-Seiten-Fußballspiel, in dem wir (die Mannschaft, in der ich spielte) mit 5:4:4 verloren/ein Unentschieden erreichten, je nach dem, mit wem man sich vergleicht (gezählt werden nur die kassierten Tore).
Am Abend dann wieder Konzert, diesmal mit der Band "Barnstormer and Attila the Stockbroker" ("Attila the Stockbroker"=John Baine hatte seine Band aus Brighton mitgebracht und Mister Magic. "Mister Magic" spielte Lieder von Fugazi, Mucky Pup, Nirvana und anderen auf seiner Heimorgel (!!!!!!!) im Mambo-Rhytmus. Der absolute Höhepunkte aber war die Coverversion "Thunderstruck" von AC/DC, die er in "Samba-Struck" umtitulierte. Dementsprechende Sprechchöre aus der abfeiernden Menge: "Mister Magic-Orgelgott !!" oder "Du kommst hier nicht lebend 'raus !!" als er schon nach nur einer Zugabe gehen wollte...... Nach Mister Magic war wieder Party bis ewig.
Sonntag lief dann noch die Abschlußdiskussion. Dabei wurde man sich einig, daß der Kongreß nur der Anstoß zu weiteren Aktionen sein könnte. Zumindest dürfte der DFB uns jetzt wahrnehmen und darauf achten, was getan wird, denn daß es Leute gibt, die gewisse Aktionen auf die Beine stellen können, weiß er jetzt.
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