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Was ist BAFF?
Das Bündnis Aktiver Fußball-Fans (BAFF) ist ein seit 1993 bestehender vereinsübergreifender Zusammenschluss von über 200 Einzelmitgliedern und vielen Faninstitutionen (Inis, Mags, Projekte, Fanclubs, etc.). BAFF ist Teil des europäischen Netzwerks FARE (Football Against Racism in Europe), deren Fangruppen u.a. die „Mondiali Antirazzisti“ in Italien oder die englische Video-Aktion „Show Racism the Red Card“ organisieren. BAFF sieht sich als Teil einer Fanbewegung, die ihre Interessen klar definiert und ihre Rechte einfordert.
Was will BAFF?
Elementares Ziel ist der Erhalt der historisch gewachsenen Fankultur als Stadion-Live-Ereignis mit hohem Unterhaltungs- und sozialem Integrationswert. Dazu gehört der Kampf gegen Rassismus und Diskriminierung, gegen die übertriebene Kommerzialisierung des Fußballs mit all ihren negativen Auswirkungen (Versitzplatzung, TV-Allmacht, Terminwillkür, Preiserhöhungen, ungerechte Ticketvergabe, Showprogramme usw.) und gegen die zunehmende Repression von Seiten der Polizei und der Ordnungskräfte.
Was macht BAFF?
Die deutschlandweit organisierten und per Mailgroup vernetzten Mitglieder versuchen vor Ort, die Ziele von BAFF durchzusetzen, sei es über Fanzines, Websites, Projekte, Fanläden, Faninitiativen, Aktionen oder den „Marsch durch die Institutionen“, also über Mitbestimmung per Mitgliedschaft und/oder Gremienarbeit im Fußballverein. Zweimal im Jahr wird ein bundesweites Treffen veranstaltet, an dem bis zu 300 Fans teilnehmen und bei dem aktuelle Themen behandelt werden. Zu Gast waren dort u.a. Christoph Biermann, Jürgen Roth, Dietrich Schulze-Marmeling, Mike Ticher (WSC), Carlo Balestri (Progetto Ultra), Kevin Miles (FSA), aber auch Vertreter von DFB, KOS, VDV, Polizei und TV. 1994 fand eine Demo vor dem DFB-Sitz in Frankfurt statt, ebenso 1995 während einer Europacup-Auslosung bei der UEFA in Genf. Beide Demonstrationen und die „Sitzen ist für’n Arsch“-Kampagne kann man im Rückblick getrost als Gründe anführen, dass es in den Stadien überhaupt noch Stehplatzbereiche gibt. Zugegen war BAFF mit einer Delegation auch beim ersten italienischen Ultra-Kongress 1995 in Bologna sowie bei den „Fans United Days“ 1997 und 1998 in Brighton. Eine regelmäßige Teilnahme an der „Mondiali Antirazzisti“ in Italien versteht sich von selbst!
BAFF erstellte einen Neun-Punkte-Plan gegen Rassismus und übermittelte diesen als Vorlage an alle Vereine, außerdem einen Muster-Antirassismusparagrafen für die Stadionordnung sowie einen Forderungskatalog gegen Homophobie im Fußball. AngesichtsBAFF formulierte ein Programm zur fanfreundlichen Gestaltung von internationalen Großveranstaltungen, das 2000 im Europaparlament in Brüssel vorgestellt wurde, sogar beim FIFA-Weltkongress in Buenos Aires konnte man sich 2001 in Sachen Faninteressen Gehör verschaffen. Angesichts der zunehmenden Repression hat BAFF 2004 den „Goldenen Schlagstock“ wieder aufleben lassen, der nun regelmäßig an besonders auffällig gewordene Einheiten von Polizei und Ordnungsdienst verliehen wird.
BAFF-Mitglieder brachten zahlreiche Bücher heraus, das aktuellste heißt „Ballbesitz ist Diebstahl“ und ist im Werkstatt-Verlag erschienen. Zudem ist 2004 das viel beachtete Buch „Die 100 „schönsten“ Schikanen gegen Fußballfans“ erschienen. Da sich fast an jedem Wochenende in den Stadien des Landes weitere teils haarsträubende Vorkommnisse ereignen, wird zur Zeit gerade an einem zweiten Teil gearbeitet. Die erfolgreiche Wanderausstellung „Tatort Stadion – Rassismus und Diskriminierung im Fußball“ hat seit 2001 unter der Schirmherrschaft vom bisherigen Bundestagspräsidenten Wolfgang Thierse und des Literaturwissenschaftlers Prof. Walter Jens für großes Aufsehen gesorgt und lief über Jahre äußerst erfolgreich. BAFF unterstützt natürlich auch die Ziele von „PROFans“, BAFF-Mitglieder beteiligten sich an den Fan-Demos in Berlin 2002 und in Frankfurt 2005, sowie an zahlreichen weiteren Aktionen für den Erhalt der Fankultur, nicht immer zwingend unter dem „BAFF-Banner“, sondern auch und gerade innerhalb der jeweiligen Fanszenen. Als Beispiel sei hier die regelmäßig von FARE organisierte „Action Week“ genannt, wo in vielfältiger Weise europaweit Aktionen gegen Rassismus und Diskriminierung durchgeführt werden.
In den letzten Jahren ist es BAFF durch hervorragende Kontakte gelungen, zu einem viel gefragten Ansprechpartner für die Medien und staatliche Institutionen zu werden und die Öffentlichkeit für die Inhalte von BAFF zu sensibilisieren. Zu allen relevanten fanbezogenen Themen der letzten Jahre wurden BAFF-Mitglieder in den Medien befragt, zudem wurde BAFF zu vielen Treffen mit staatlichen Vertretern eingeladen. Zumeist gemeinsam mit „PROFans“ und neuerdings auch dem „Netzwerk für Fanrechte“ hat BAFF u.a. an folgenden Treffen zum Teil maßgeblich teilgenommen:
- im Januar 2004 lud der damalige Bundespräsident Johannes Rau ins Schloss Bellevue und brachte dort Fanvertreter erstmals in einem solchen Rahmen an einen Tisch mit Vertretern von Polizei, Innenministerium, DFB und DFL
- im Juni 2005 lud der damalige Innenminister Otto Schily nach Berlin, Vertreter der o.g. drei Fanorganisationen, sowie der Koordinierungsstelle der Fanprojekte (KOS) konfrontierten den zuständigen Politiker für die WM 2006, sowie Vertreter von DFB, WM-OK, und Polizei mit ihrer Sicht der Dinge in Sachen WM, Fankultur, Stadionverboten und Kartenpolitik. Direktes Ergebnis dieses Treffens war die nun in Planung befindliche Einrichtung einer „Ombudsstelle“ für die Belange von Fußballfans
- vor der Bundestagswahl im September 2005 haben BAFF und „PROFans“ Fragen an die Parteien bezüglich der Datei Gewalttäter-Sport und allgemeinen Überwachungsmaßnahmen gerichtet und so die Belange der aktiven Fußballfans ein weiteres Mal in den Fokus gerückt
- auf Einladung des Magazins „Stadionwelt“ kamen im Herbst 2005 Fanvertreter (u.a. auch BAFF) zu einem Gespräch mit dem DFL-Geschäftsführer Holger Hieronymus und Heribert Bruchhagen, dem Vorstandsvorsitzenden der Eintracht Frankfurt Fußball GmbH, zusammen
Wenn auch die Hochzeit der Fanzinebewegung eher in den 90ern lag und viele wichtige Magazine nicht mehr existieren, die selbstbestimmten und -kontrollierten Medien sind immer noch die wichtigste Informationsquelle, da über die wahren Geschehnisse in den Kurven und drum herum in der „normalen“ Presse kaum und meist nur oberflächlich berichtet wird. Natürlich hat das Internet in vielen Fällen die Printmagazine ersetzt, aber auch mittlerweile weitverbreitete Magazine wie „11 Freunde“ oder vor allem „Stadionwelt“, die aus der Fanszene entstanden sind, üben da eine wichtige Funktion aus – auch hier ist BAFF überall mit Worten und Taten vertreten.
Wie wichtig ist BAFF?
Diese Auswahl zeigt, dass Fanvertreter zunehmend als ernsthafte Gesprächspartner angesehen werden und sich auch selber den Weg in die Öffentlichkeit erarbeiten, wenn auch die Ergebnisse aus diesen Aktivitäten naturgemäß nicht immer umfassend überzeugen können. Als ein wichtiger Stützpfeiler dieses neuen Selbstbewusstseins der Fans kann und muss die mittlerweile fast 13 Jahre währende Arbeit von BAFF gelten - mit eher geringem Personaleinsatz, aber mit stetigen inhaltlich fundierten Einmischungen an den richtigen Stellen wurde ein Bewusstsein erreicht, dass ohne die Fans keine weitreichenden Entscheidungen getroffen werden können. Natürlich ist auch BAFF klar, dass nicht alles nach Wünschen der Fans, die sich ja auch nicht immer einig in ihren Zielen sind, laufen kann. Aber ohne die Arbeit von BAFF in der Vergangenheit sähe die Fußballlandschaft in Deutschland um einiges trüber aus, das dürfte als sicher gelten.