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Die WM von A - Z

 

 



Die WM von A bis Z

Argentinien. Die FIFA hatte kein Problem damit, 1978 die Fußball-WM in der Militärdiktatur Argentinien auszutragen. Nach dem Putsch 1976 „verschwanden" dort 30.000 Menschen. Auch während des Turniers wurde gefoltert und gemordet.

BAFF. „Bündnis aktiver Fußballfans". Ein Zusammenschluss von Fußball-Begeisterten, die sich gegen Kommerzialisierung, Rassismus und Willkür von Ordnern und Polizei einsetzen. Ihr Slogan: „Reclaim the game – wir holen uns das Spiel zurück!" (http://www.aktive-fans.de)

Chile. Während in den Gängen und Kabinen des Stadions von Santiago noch Gefangene gefoltert worden, trug Chiles Nationalteam 1973/74 dort WM-Qualifikations-Spiele aus. Das Stadion hatte nach dem Putsch des rechten Generals Pinochet als Konzentrationslager gedient. Während des WM-Spiels Deutschland - Chile waren die Proteste nicht zu überhören: „Chile si – Junta no" riefen Tausende im Berliner Olympia-Stadion.

Datenschutz. Ist schon vor der Vorrunde ausgeschieden. Jede/r Ticket-Interessent/in musste umfassende Daten an die Fifa übermitteln. Per RFID-Chip sind die persönlichen Daten auf den Tickets gespeichert. RFID ist die Traum-Technologie für die Strategen des Überwachungsstaates und die Marketing-Bosse.

Eurocard und Coca-Cola. Zwei der Hauptsponsoren der WM. Deswegen muss sämtliche Werbung für Pepsi und anderes konkurrierendes Teufelszeug in der Nähe der Stadien und der Fanfeste unsichtbar gemacht werden.

FIFA-WM-Stadion. So werden, ergänzt durch den Städtenamen, die Stadien während der WM umbenannt (mit zwei Ausnahmen). Der Grund: die meisten Stadien tragen den Namen von Sponsoren, die keine Verträge mit der FIFA haben.

Grundgesetzänderung. Hooligans und Terroristen dienen der CDU als Vorwand, unter dem Deckmantel der „Sicherheit bei der WM" der Bundeswehreinsatz im Inneren zu propagieren. Terroristen werden im Umfeld der Fans des iranischen Teams verortet. So wird keine Gelegenheit ausgelassen, einen Militärschlag gegen den Iran propagandistisch vorzubereiten.

Honoratioren. Bekommen Tickets. Während Lisa und Otto Normalfan bei der Verlosung geringe Chancen hatten, hat die Fifa viele Tausend Karten an Städte und Institutionen geschickt. Mindestens 800 Tickets hat allein der Chef der Kölner Sportstätten GmbH unter nicht offen gelegten Kriterien verkauft, weitere Tickets bietet die Stadt Köln vorrangig Ratsmitgliedern und anderen „Personen des öffentlichen Lebens" an.

Italien. Wird von einem Skandal erschüttert. Dutzende Spiele sollen über Bestechung manipuliert worden sein. Vermutet wird, dass Schiedsrichter gekauft wurden und Spieler trotz Verbotes auf die Spiele des eigenen Teams gewettet haben. Befremdlich ist, dass gerade jetzt mehrere europäische Spitzenmannschaften Sponsoren-Verträge mit Wettanbietern geschlossen haben.

Jobs. Gibt es nicht, sagt die "Agentur für Arbeit". Der "WM-Boom" ist ausgeblieben. Höchstens 50.000 Arbeitsplätze wurden geschaffen, wenn man den Umbau und die Ausrüstung der Stadien, die Gastronomie und die Sicherheitsjobs zusammenzählt. Auch diese Arbeitsplätze werden nicht von Dauer sein.

Kaffeservice. Prämie für die deutschen Frauen-Mannschaft für den Gewinn der Europameisterschaft 1989. Erst 1970 hat der DFB den Frauenfußball anerkannt. Viele Frauenteams spielen – obwohl höherklassig als die Männer-Teams – nicht auf dem „guten Rasen" des Vereins.

Lucarelli, Christiano. Stürmer des AS Livorno in der 1. italienischen Liga und Torschützenkönig der Saison 2004/05. Er wurde nicht in den italienischen WM-Kader berufen. Lucarelli wechselte 2003 auf eigenen Wunsch vom Erstligisten AC Turin in die zweite Liga zu Livorno und verzichtete dabei auf 500.000 Euro Jahresgehalt. Er identifiziert sich mit den antifaschistischen Ultras , deren Gründungsjahr 1999 er als Trikotnummer (99) trägt. Nachdem diese bei einem Spiel in Rom von den faschistischen Lazio-Fans angegriffen und von der Polizei festgenommen wurden, finanzierte Lucarelli drei Busse für die Rückfahrt nach Livorno.

Maradona, Diego. Einer der größten Spieler aller Zeiten. Heute zeigt er mit Che-Tattoo und an der Seite von Venezuelas linkem Präsidenten Hugo Chavez auf Demos gegen den Besuch von Bush in Argentinien, dass sich auch Fußballstars nach Karriereende sinnvoll betätigen können.

Nazis. Wollen die WM für ihre Propaganda nutzen und Rassismus anheizen. Die NPD wirbt mit der Parole „Weiß ist mehr als eine Farbe" für eine „echte deutsche Mannschaft". Rechte Aufmärsche sind für den 3.6. in Düsseldorf, den 10.6. in Gelsenkirchen und den 21.6. in Leipzig angekündigt. Antifaschisten und aktive Fußballfans werden sich ihnen in den Weg stellen.

Ohne Steuergelder. Sollte die WM finanziert werden. Die „Arbeitsgemeinschaft WM-Städte" beziffert ihre bisherigen Ausgaben mit 1,2 Millarden. Euro, 40 Millionen Euro zusätzliche öffentliche Ausgaben pro WM-Tag. Die Sicherheitskosten sind noch nicht berücksichtigt..

Prolleo. Ist das alternative WM-Maskottchen von BAFF. Hat zwei Vorteile gegenüber dem lächerlichen „Goleo": erstens hat er nicht die Firma ruiniert, die ihn produziert und zweitens hat er den Anstand, sich nicht ohne Hosen in der Öffentlichkeit zu zeigen.

Quark, verbaler. Von Kommentaroren wird uns auch diesmal nicht erspart bleiben. Beispiel: „Es steht im Augenblick 1:1. Aber es hätte auch umgekehrt laufen können." (Heribert Faßbender).

Rekordsummen. Nimmt die FIFA als Veranstalter der WM 2006 ein. TV-Übertragungsrechte, Sponsoren und Werbung bringen 1,7 Milliarden Euro, bei 580 Millionen Ausgaben.

Stadionverbote. Treffen immer mehr Fußballfans. Ein Stadionverbot kann man schon bekommen, wenn man bei einer Fangruppe war, der die Polizei „Störungen" unterstellt. Eine Unschuldsvermutung existiert nicht. Nur ein Bruchteil der Fans, die mit Stadionverbot belegt sind, wird von einem ordentlichen Gericht verurteilt. Eine vom damaligen Innenminister Schily zugesagte Ombudsstelle , welche die Berechtigung der Verbote prüft, ist bis heute nicht eingerichtet worden.

Tickets. Sind für viele das Hauptärgernis bei der WM. Sie sind teuer, man musste sich bewerben, als die Paarungen noch gar nicht fest standen, die Chancen waren gering. Während Hunderttausende Fans leer ausgehen, wird befürchtet, dass Plätze leer bleiben. Nicht verkauft worden sind rund 70.000 der exklusiven „Hospitality-Tickets". Diese sollten insgesamt 170 Millionen Euro kosten, pro Karte über 2.400 Euro. Auch viele der Sponsoren-Karten werden nicht bei Fußball-Interessierten ankommen, es droht, dass auch diese Plätze leer bleiben.

Ultras. Zumeist jugendliche Fußballfans. Sorgen mit viel Engagement für Stimmung in den Stadien, zum Teil mit aufwändigen Choreographien. Viele Ultra-Gruppen wenden sich gegen polizeiliche Willkür und stehen der Kommerzialisierung kritisch gegenüber. Von Vereinsführungen und Polizei werden Ultras zu Unrecht mit Hooligans und Gewalttätern in einen Topf geworfen.

Vorfelder, Gerhard Mayer-. Ist einer von zwei DFB-Präsidenten und Leiter der deutschen WM-Delegation. Christoph Daum über die politische Ausrichtung von „MV": „Der würde auch politisch gut mit Berti Vogts harmonisieren. Sie sind beide so schwarz, dass sie im abgedunkelten Raum noch Schatten werfen."

Wir sind Ade! Von Fans des FC Sachsen Leipzig initiierte Kampagne zur Solidarität mit dem nigerianischen Fußballer Adebowale Ogungbure, der wiederholt rassistisch angefeindet wurde. In vielen Stadien Europas werden vor allem afrikanische Fußballer beleidigt. (www.wir-sind-ade.de ).

XXL. Ist die T-Shirt-Größe, die viele Kinder und Jugendliche in Deutschland tragen. Während der Spitzensport ein Milliardengeschäft ist, wird beim Breitensports gekürzt. Vor allem Kinder aus armen Familien sind von Bewegungsmangel und Fehlernährung betroffen. Die WM-Sponsoren McDonalds und Coca-Cola wird's freuen.

Yokohama. Ort des Endspiels der WM 2002 in Japan und Südkorea. Brasilien siegte und ist auch diesmal klarer Favorit.

Zu Gast bei Freunden. Ist das offizielle WM-Motto. Während sich zahlungskräftige ausländische Ticket-Inhaber im Stadion wie bei Freunden fühlen sollen, werden wenige Kilometer entfernt Kinder und Jugendliche abgeschoben, die hier geboren wurden oder seit Jahren hier leben. Dagegen wehrt sich die Kampagne „Hiergeblieben!" (www.hier.geblieben.net ).

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