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Der Wechsel bei der UEFA

 

Jetzt ist es amtlich, der neue UEFA-Präsident ist Michel Platini. Was dies für den Fußball in Europa bedeutet, kann jetzt noch nicht ersehen werden. Das ganze ist auch ein zweischneidiges Schwert. Zum einen sind Platinis Äußerungen, die sich gegen den Kommerz und den Fußball als Wahre richten, durchaus auch im Sinne von vielen Fans oder auch BAFF. Die Geldruckmaschine Championsleage, die reche Clubs reicher macht und auch der UEFA viel Geld bringt, aber auch andere ärmer macht und viele Fans zu einem ABO bei Premiere oder den verzicht auf die Spiele zwingt mehr auch für andere Vereine zu öffnen, ist vielleicht ein guter schritt. Platinis Wahl hat aber auch einen fahlen Beigeschmack, und der nennt sich Blatter. Der mächtige FIFA-Boss, der Fairplay predigt und dieses dann wieder im eigenen Verband mit den Füßen tritt, ist ein enger Freund des Franzosen und unterstützte dessen Wahlkampf, ein letzter tritt gegen Johannsen, der es mal wagte, gegen Blatter anzutreten, aber danach nur halbherzig gegen ihn kämpfte. Eigentlich ist es sehr verwunderlich, dass die ganzen Bestechungsaffären, die Geldmaschine eine Jack Warner, die unsauberen Methoden eines Herrn Blatter nicht einen größeren Ruck der Empörung entfachen. Auch aus den Reihen der UEFA ist da wohl jetzt nichts mehr zu befürchten. Blatters Visionen vom Fußball sind allerdings leider nicht unbedingt die meinen. Wenn er von der großen Familie spricht, die alles unter sich regeln will, hört sich das an, wie wenn meine Jungs, die ich in einer Einrichtung betreue, davon reden, dass sie mal wieder verraten worden sind und dann die Polizei kam. Nicht der Täter ist der böse, sondern der Verräter. Interne Regelungen von Verfehlungen arten oft darin aus, dass die objektive Sichtweise verschwimmt, gemauschelt wird und keine Transparenz herrscht. Die Abschottung des Fußballs von der staatlichen Gerichtsbarkeit kann da schon problematisch sein. Blatters 5 plus 6 Plan, der gegen die Regeln der EU verstößt (diese soll halt dann was ändern, Politik darf sich nicht in den Fußball einmischen, aber der Fußball in die Politik) verhindert die Integration von Migranten und fördert ein nationales Denken. Es stärkt vielleicht die Nationalteams, was wiederum mehr Bedeutung für WM oder EM bringen würde und damit mehr Macht der FIFA und mehr Geld bei der Vermarktung. Eigentlich wäre es doch ein lohnenswerter Schritt, wenn die Verbandsteams nicht mehr nach Nationalität gebildet würden, sondern sich daran orientieren würden, wer z.B. schon in der Jugend dort gespielt hat. Dort ausgebildet wurde und somit schon immer z.B. teil des DFB war. Denn eigentlich ist die Nationalmannschaft eine DFB-Auswahl. Und in sehr vielen Jugendmannschaften spielen Kinder und Jugendliche mit einem migrantischen Hintergrund.
Blatters Vorstellungen von dem reinen Spiel, dem schönen Spiel, den überall gleichen Verhältnissen, Kunstrasen, nur noch Sitzplätze für eine braves Publikum, das ihn nicht auspfeift, machen den Fußball kaputt. Den Fußball, der Emotionen weckt, der Vielfalt bedeutet, den viele Fans lieben. Blatter geht es darum, seine Marken, seine WM zu stärken, seinen Einfluss zu mehren. Hoffen wir, dass Platini es schafft, seine durchaus kritischen Visionen gegen den Kommerz im Fußball zu behalten und sich von Blatter zu emanzipieren. Daniel Cohn-Bendit meint in einem Interview, Platini hätte sich von Blatter losgelöst, die Gegenwart sieht da aber leider anders aus. Der Einfluss des DFB ist jetzt auch geringer. Ein abgehalfterter MV ist immer noch im UEFA-Exekutivkomitee, und räumt dort seinen Platz nicht. Eigentlich ist seine Zeit abgelaufen, und ein Rücktritt wäre nur konsequent. Dass Zwanziger und er nicht auf einer Linie sind, ist auch klar. Ob es damit Chancen gibt, die vorhandenen Bemühungen aus Deutschland zur Wiedereinführung von Stehplätzen auch bei UEFA-Spielen voranzutreiben, bleibt abzuwarten. Woche für Woche beweisen die Spiele in den deutschen Stadien, dass diese kein Problem sind. Sicher Standards, moderne Stadien mit Stehplätzen, zivile Preise, die sich noch viele Leisten können, sollten eigentlich Vorbild sein. Auch ein teil von sozialer Verantwortung, die sich auch ein Herr Platine auf die Fahne geschrieben hat. Oder geht es doch nur um mehr Plätze für Ostvereine, die durch Neureiche Öl-Milliardäre gesponsert werden und deren Platz an den Geldtöpfen? Johannes Stender

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Von Thomas Kistner

Zu den sechs neuen Vorstandsherren in der Uefa-Exekutive, die dem frisch gekürten europäischen Fußballpräsidenten Michel Platini künftig beim Regieren sowie der Umsetzung vieler hell strahlender Sozialvisionen helfen dürfen, zählt Grigoriy Surkis.

Zum Bericht der Süddeutschen Zeitung vom 29.01.2007


Der treue Bär tritt ab
In Lennart Johansson verliert der europäische Fußball seinen aufrichtigsten Advokaten

Zum Bericht der Berliner Zeitung



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