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Der Fußballfan zwischen Werbestatist und Hooligan

 



Der Fußballfan zwischen Werbestatist und Hooligan

Die Instrumentalisierung von Fußballfans durch die Profiteure des Fußballs als Geschäft.



Autor: Matthias Bettag

Es gibt kaum einen Begriff im Zusammenhang mit der WM, der so undifferenziert und beliebig benutzt wird, wie der des „Fußballfans“. Um es mit den Worten Horst R. Schmidts (DFB-Generalsekretär und Vizepräsident des WM-OK) zu sagen: „Jeder Zuschauer ist ein Fußballfan und jeder Fußballfan ist ein Zuschauer“.
Einen etwas anderen Ansatz verfolgte Bundesinnenminister Otto Schily: „Fußballfans sind keine Gewalttäter und Gewalttäter sind keine Fußballfans“.

Wer benutzt den Fußballfan?

Während Schmidt es mit seiner Definition vor allem dem Marketing recht macht, unterscheidet Schily damit zwischen Fans und Gewalttätern. Beide Aussagen sind aber symbolisch bezüglich der Instrumentalisierung von Fußballfans für das jeweilige Anliegen.

Schmidt sieht es pragmatisch: Der Profifußball, und vor allem die WM, sind ein kommerzielles Großereignis mit hohen Profiterwartungen. Aufgrund der Sponsoreninvestitionen sowie massiver direkter und indirekter Unterstützung aus Steuergeldern ist der Fußball ein Milliardengeschäft welches jedoch für sich in Anspruch nimmt, dem Gemeinwohl zu dienen.
Sponsoren zahlen enorme Summen für exklusive Werberechte, wenn die zu bewerbende Zuschauerzahl - aus Sponsorensicht potentielle Kunden - hoch ist. Kunden, die sich zudem gerne als Werbeträger benutzen lassen und die Reklame in Form von Trikots und anderen Artikeln sogar noch selber bezahlen. Eine gute Produktwerbung möchte aber keine Misstöne, welche das Marketingkonzept stören könnten. Dafür braucht es eine werbewirksame heile Welt aus fröhlichen, glücklichen Menschen.

Schilys Aussage erscheint einfach: Wer Fußball guckt ist ein Fan und wer sich prügelt ein Gewalttäter. Damit wird aber zum einen ignoriert, dass sich sogar (aus welchem Grund auch immer) gewaltbereite Gruppen gerne und leidenschaftlich Fußball angucken, zum anderen, dass man dies nicht einfach trennen kann bzw. schnell die Rollen gewechselt werden. Ein Beispiel:

Jede Woche fahren Tausende Fußballfans mit ihrem Verein zum Auswärtsspiel. Anreisende Züge mit „Auswärtsfans“ werden von der in voller Kampfmontur antretenden Polizei in Empfang genommen. Dann werden die Fans nicht selten im Polizeikessel zum Stadion eskortiert. Dabei gibt es häufig schikanöse Auflagen. So z.B. trotz der Enge auf dem Fußweg nicht die Strasse zu betreten, oder bestimmte Gesänge zu unterlassen. Sich frei zu bewegen, etwas einzukaufen oder ein Schließfach aufzusuchen wird häufig erschwert oder nicht erlaubt. Aus dieser angespannten Situation heraus sind Beleidigungen oder provokative Reaktionen schnell entstanden. Schon kleinste Anlässe reichen aus (z.B. unerlaubt auf die Strasse zu treten) um ein Eingreifen der Beamten zu rechtfertigen. Spätestens, wenn sich jemand wehrt ist aus dem Fan ein Gewalttäter geworden. Natürlich kommt es dann auch zu weiteren Eskalationen: Die Gruppe möchte ihr Mitglied aus den Händen der Polizei befreien, evtl. entlädt sich auch Frust und Wut aus vorangegangenen Erlebnissen mit der Polizei aufgrund durch die Eskorte bedingte Wartezeiten oder schlicht durch dummen Sprüche auf beiden Seiten. Am nächsten Tag liest man die Pressemeldung, dass Ausschreitungen von 50 Hooligans nur Dank entschlossenem Durchgreifen der Polizei verhindert werden konnten, mit Erleichterung. Und mit der Erwartung, dass man diesen gewalttätigen Gruppen unbedingt Einhalt gebieten muss. Somit besteht auch volles Verständnis für das Aussprechen von Stadionverboten gegen die ganze Gruppe (auch wenn nur gegen einzelne Personen etwas vorliegt) und deren Speicherung in Polizeidateien. Populistische Äußerungen von Politikern nach Tage- und Wochenlanger Inhaftierung der bekannten „Hooligans“ im Vorfeld eines Spieles sind auch häufiger zu hören.

Wenn Fußballfans als Hooligans bezeichnet werden, ist dies deswegen so fatal, da die so bezeichneten nicht mit der Motivation zum Fußball gehen, Gewalt zu suchen oder zu provozieren. Sie werden aber behandelt als sei es so. Durch repressive (Präventiv-)Maßnahmen werden vornehmlich sehr junge Menschen gesellschaftlich und im Umgang mit der Staatsgewalt geprägt. Die Polizei avanciert für diese Gruppen zum Feindbild, der weitaus konkreter und bedrohlicher ist, als der rivalisierende Fan der anderen Mannschaft. Der Staat stellt sich als repressives Organ dar, der aus irrationalen Gründen die eigene (Grund-)Gesetze ignoriert oder umgeht. Den Fans bleibt oft nur das demoralisierende Gefühl der eigenen Ohnmacht.

Hooligans, gibt’s die noch?

In den 80er und frühen 90er Jahren waren Hooligans ein ernstes Problem im deutschen Fußball. Es gab regelmäßig Ausschreitungen, auch im und am Stadion. Viele Szenen waren rechtsextrem unterwandert und die Polizei stand oft hilflos daneben, so sie denn in Erscheinung trat. Damals meinten Vereine und Verbände, dass diese Gruppen nichts mit Fußball zu tun hätten und somit Aufgabe der Polizei wären. Die eigene Verantwortung wurde geleugnet, rechtsradikale Symbole im Stadion geduldet und nur wenig soziale Maßnahmen dagegengestellt. Die Förderung deutscher Fanprojekte (die es vergleichbar nirgends wo anders gibt) hat einiges dazu beigetragen, die Fanszenen zu befrieden und den Fangruppen mit vornehmlichen Interesse an der Unterstützung des eigenen Vereins ein Umfeld zu stellen, in dem produktiv und konstruktiv, und dennoch unabhängig vom Verein oder Polizei, gelebt und gearbeitet werden kann.

In Deutschland kamen dann ab Mitte der 90er Jahre die „Ultras“ auf. Eine bis dahin neue Fanszene, die den „support“ des eigenen Vereins neu definierte und zur Maxime erhob. Dadurch kam es zu einer großen Belebung an Fangesängen und der Einführung von teilweise beeindruckenden und hochkomplexen Choreographien in deutschen Stadien. Die Fanszene hatte eine neue jugendliche Subkultur geboren, welche letztlich die Hooligans als „Chefs“ der Kurve vertrieben hat. Ein bemerkenswerter Erfolg.
Die Ultragruppen verschiedener Länder sind aber trotz des selben Oberbegriffs nicht vergleichbar. Es gibt viele Unterschiede z.B. zwischen deutschen, italienischen und osteuropäischen Ultras. Auch innerhalb Deutschlands sind die Gruppen keineswegs homogen, weder in der jeweiligen politischen Ausrichtung, noch bezüglich deren Verhältnisses zu Gewalt oder der Zusammenarbeit mit anderen Szenen oder dem eigenen Verein. Gemeinsam ist ihnen aber, dass sie den eigenen Verein bedingungslos und bei jedem Spiel unterstützen. Das kostet nicht nur Kraft und Nerven, sondern auch Zeit und Geld.

Im Gegensatz zu manchen ausländischen Ultragruppen haben sich viele deutsche Ultras klar von Gewalt distanziert. So auch die ca. 40 im Fanbündnis „ProFans“ zusammengeschlossenen Gruppen.
Allerdings ist diese Subkultur kritisch gegenüber Einflussnahme von außen und vor allem gegen jede Kommerzialisierung. Ironischerweise liefern die plakative Kreativität und die schönen Gesänge dem Marketing (ob Verein, TV-Sender oder Sponsor) perfekte Gratis-Untermalung für die Eigendarstellung bzw. Produktwerbung.

Seit Ende der 90er Jahre sind die Hooligangruppen in den deutschen Profiligen kaum noch in Erscheinung getreten. Seit etwa 1998 hat sich, allen Beobachtern zu Folge, die Situation im deutschen Fußball deutlich verbessert. Das deutlichste Zeichen hierfür sind die jährlichen Zuschauerrekorde der ersten und zweiten Liga. Dennoch steigt der Einsatz von repressiven Maßnahmen und Polizeiaufgeboten und es wird häufig ein Drohszenario erstellt, um einen „kurzen Prozess“ zu ermöglichen. Dabei werden bürgerrechtliche Bedenken mit dem Argument der ansonsten ungezügelt randalierenden Hooligans schnell übergangen.

Bezeichnend in dem Zusammenhang auch das bislang letzte massive Auftreten deutscher Hooligans (im Wortsinne) bei der WM 1998 in Lens. Der Überfall von Hooligans (übrigens stark durchsetzt mit militanten Neonazis, wie die späteren Festnahmen belegten) auf den Polizisten Daniel Nivel fand während eines Länderspiels und weitab vom Stadion entfernt statt. Die übliche Polizeitaktik, Fangruppen, die ins Stadion wollen, besonders streng zu kontrollieren und zu begleiten, würde so einen Mob weder bremsen noch überhaupt erfassen. Auch Stadionverbote helfen nichts, wenn das Stadion kein Ort der Gewalt mehr ist. Im Gegenteil.

Wer hat ein Interesse an dieser Stigmatisierung?

Gewalt existiert noch beim Fußball, wie sie in unterschiedlicher Form bei ziemlich jeder Massenveranstaltung vorkommt. Allerdings geschieht diese so gut wie nicht mehr in und am Stadion. Und oftmals werden Lappalien oder auch nur Lage-Einschätzungen zum Anlass genommen, hartes polizeiliches Vorgehen zu legitimieren.

Es wird in der Bewertung kaum differenziert. Als Gewalt gelten auch Sachbeschädigungen wie das Anbringen von Aufklebern, treten einer Sitzschale, rütteln an Gittern, usw. Dies sind teilweise auch emotionale Reaktionen ohne Krawallpotential. Pyrotechnik gilt auch als Gewalt, also vor allem Rauch und bengalische Fackeln.
Äußerungen von Betroffenen, dass die Gewalt nicht von ihnen ausging bzw. nur auf Aktionen der Polizei reagiert wurde, kommen fast nie in die öffentlichen Meldungen. Das mag nicht immer eine Legitimation des Verhaltens sein, aber es zeigt den Kern des Problems: Die Fans fühlen sich angegriffen, unter Veracht gestellt und kriminalisiert.

Jede Form von Gewalt beim Fußball als Hooliganismus zu bezeichnen hat schlimme Folgen: Auch ursprünglich friedliche Gruppen radikalisieren sich, viele verlieren ihren Respekt vor dem Staat und verhalten sich mehr und mehr so, wie sie behandelt werden. Seit über einem Jahr ist in einigen Szenen ein Trend festzustellen, in dem Gewalt und die Feindschaft zur Polizei mehr und mehr eine Rolle spielt. Der Teufelskreis schließt sich.
Die Stigmatisierung erleichtert es den Sicherheitsbehörden, gravierende Einschnitte in Bürgerrechte zu ermöglichen und repressive Maßnahmen zu etablieren. Gemessen an der bestehenden Situation wird weit über das Ziel hinausgeschossen – sicher nicht aus Versehen, sondern strategisch genau kalkuliert.

Der Fußballfan – Bürger ohne Rechte?

Fußballfans werden im Stadion und davor mit Videokameras überwacht. Zur WM werden sogar öffentliche Plätze überwacht, vereinzelt wird es zur automatischen computergesteuerten Gesichtserkennung kommen. Ob beim videotechnischen Auffinden eines säumigen Verkehrssünders SEK-Kommandos zur Festnahme über den Bahnhofsvorplatz stürmen werden, bleibt abzuwarten. Diese Überwachungsmaßnahmen werden auch nach der WM erhalten bleiben, obwohl die Begründung dazu, nämlich die Gefahr durch internationale Hooligans, dann nicht mehr existent ist.

Fußballfans werden, bedingt durch das Hausrecht unter den das Stadionverbot fällt, sehr leicht und willkürlich ausgegrenzt. Stadionverbote gelten i.d.R. bundesweit und jahrelang. Beweise für Fehlverhalten braucht es dazu ebenso wenig wie ein Betroffener vor „Urteilssprechung“ angehört werden muss. Die Folgen, gerade für junge Menschen, die langfristig und Ungerechtfertigteerweise aus ihren Freundeskreisen gerissen werden, sind erheblich.

Obwohl sich die Situation beim Fußball so sehr verbessert hat, steigen die Einträge in die Datei ständig an. Wurde von der ZIS im Jahr 1998 noch eine Zahl von etwas mehr 2100 Gespeicherten genannt, ist die Zahl schon im Jahr 2000 kurz vor der Europameisterschaft urplötzlich auf 7000 gestiegen. Aktuell, kurz vor der WM 2006 grassiert nun die Zahl von angeblich 10.000 deutschen Gewaltbereiten durch die Gazetten.
Ähnlich sieht es bei den Stadionverboten aus: Im Stadion gibt es eigentlich keine Gewalt, aber die Zahl der SV ist mittlerweile bei deutlich über 2000 angekommen.

Fußballfans werden in der „Datei Gewalttäter Sport“ (GWS) erfasst, u.a. „wenn zu befürchten ist, dass die betroffenen Personen sich in Zukunft an anlassbezogenen Straftaten beteiligen werden“ (Formulierung für die Aufnahme in diese Datei). Damit wird der Willkür Tür und Tor geöffnet. Ein Eintrag in diese Datei wird dem Betroffenen nicht mitgeteilt, man bekommt davon nur indirekt mit. So kann es zu „Gefährderansprachen“ kommen, bei denen Polizeibeamte am Arbeitsplatz oder Wohnort (oft noch das Elternhaus) auftauchen und den „Gefährder“ vor Teilnahme an Fußballspielen warnen. Einige Fälle sind bekannt, wo Ausreiseverbote am Flughafen ausgesprochen wurden, egal ob die Reise dienstlicher oder privater Natur war. In der GWS steht auch nur das Datum der Erfassung, nicht aber eine Begründung für diese. Es besteht also keine Chance, einem Grenzbeamten die eigene Harmlosigkeit zu erklären. Die Verweildauer beträgt mindestens fünf Jahre, bevor die erste „Überprüfung“ stattfindet – in nahezu allen Fällen gibt es danach einen Verlängerung um weitere fünf Jahre.

Mit der Begründung, Schutz vor Hooligans zu bieten, werden Eintrittskarten mit RFID-Chips versehen. Diese erlauben das digitale Speichern von Kundendaten und den (vom Träger unbemerkten elektronischen Abgleich der Daten eines Tickets über einen Sender, z.B. am Einlass. Diese Technologie wird von zwei Hauptsponsoren der WM mitentwickelt, die Aussichten auf den Einsatz von RFID auf Konsumartikel sind äußerst lukrativ. Was bisher vornehmlich im Güterverkehr und der Logistik genutzt wurde, soll nun für Alttagsprodukte am Menschen etabliert werden. Sicherheit bietet der Chip indes keineswegs: Kontrollen aller Zuschauer auf Übereinstimmung von Ticketdaten und Angaben im Ausweis sind logistisch gar nicht möglich (und erfordern weiterhin eine manuelle Überprüfung), das Ausschließen von ungewollten Personen findet vorher statt, diese erhalten auf ihre Bestellung einfach kein Ticket. Dieselbe Sicherheit wäre also auch mit einem aufgedruckten Namen anstelle des Chips gegeben. Weiterhin gilt: Einlasskontrollen auf Waffen und gefährliche Gegenstände können nicht von Computern übernommen werden.

Endgültig absurd ist die Forderung nach Einsatz der Bundeswehr zur Unterstützung der Polizei. Die WM ist schließlich kein Militärmanöver noch eine Naturkatastrophe. Dennoch wird die WM und die damit geschürten Ängste hinsichtlich der Gewaltszenarien missbraucht, um eine von einigen Politikern schon lange geforderte Grundgesetzänderung(!) durchzubringen. „Stellt man einen Soldaten vor eine Botschaft oder vor das Olympiastadion, dann hat er, wenn er etwa Hooligans bei Störungen bemerkt, rechtlich keinerlei Eingriffsbefugnis - es sei denn, man erklärt das Einsatzgebiet zum Militärischen Sicherheitsbereich - mit allen Konsequenzen. Was wäre denn der genaue Auftrag der Bundeswehr? Wer gibt die Befehle? Sollen die bewaffneten Soldaten dann mitten in der Stadt Krieg spielen? Daran sollte man nicht mal denken.“

Konstruierte Drohszenarien in Verbindung mit Fußballfans, die keinerlei Lobby haben und deren Definition sich nach belieben ändern lässt, werden also gezielt benutzt, um Bürgerrechte abzubauen und den Überwachungs- und Machtapparat der Polizei auszubauen. Ähnlich wie Flüchtlinge oftmals als Drogendealer dargestellt werden, werden Fußballfans als Gewalttäter stigmatisiert. Die gesellschaftliche Akzeptanz der daraus abgeleiteten Konsequenzen ist schnell erreicht.

Fazit?

Es stellt sich die Frage, was denn wirklich durch die Sicherheitsmaßnahmen erreicht wird. Die Hooliganproblematik in Deutschland ist in Anbetracht der sehr geringen Gewaltvorfälle in den Bundesligen sekundär. Selbst wenn zur WM tatsächlich gewaltbereite Fußballfans einreisen sollten (was selbst die ZIS-Experten zur Zeit bestreiten; es ist kein einziges Spiel bisher als Hochsicherheitsspiel eingestuft), so wäre der Spuk nach vier Wochen vorbei – kein Grund also für langfristige und teure Maßnahmen. Die Installation dieser Überwachungstechnologie ist also nicht mit der WM begründet. Die WM ist nur ein vorgeschobenes Argument um eine Beschränkung der persönlichen Freiheiten durchzusetzen.

Mit der Datei GWS ist ein Instrument geschaffen und sogar international etabliert, welches wenig bis gar nicht demokratisch kontrolliert wird und auch beliebig auf andere Gruppen übertragbar ist. Die „positiven“ Erfahrungen mit der GWS haben zur Einrichtung der LIMO und REMO und AUMO geführt – Die Proteste gegen das G8 Treffen in Genua 2001 waren die Premiere für die LIMO.

Wirkliche Gewinner der Sicherheitsoptimierung sind Unternehmen, welche durch den Verkauf von Technologie sowie deren Unterhalt und Wartung daran verdienen. So kostet ein Glasfaserkabel ca. 2.000 Euro pro Monat, was für die Übertragung jeder Kamera an die Überwachungszentrale bezahlt werden muß. Ein Milliardengeschäft. Spekulationen über Einflüsse von Lobbygruppen der Industrie drängen sich auf. Bezahlen tut das der (dann noch besser überwachte) Steuerzahler aufgrund Entscheidungen von Politikern, die keine rationalen Argumente für den Sinn und Zweck dieser Technologie liefern können. Eine Technologie immerhin, die in der Praxis nicht effektiv auf Missbrauch kontrolliert werden kann. Und mit einem Nutzen, der keinen Sicherheitsgewinn bietet, sondern den Sicherheitsstaat immer näher rücken lässt.



Autorenangabe: Matthias Bettag (34) ist Werderfan und Mitglied beim B.A.F.F. (Bündnis aktiver Fußballfans, www.aktive-fans.de) und arbeitet als Informatiker.

Druckbare Version "Ich warte auf den korrupten Funktionär" Interview mit Wilko Zicht zur WM 2006/Mai 06