Bericht aus Wien
Sommertreffen in Wien
Eine Woche nach dem DFB-Fankongress in Leipzig und für fast alle B.A.F.F.-Mitglieder ein sehr weiter Weg – schon im Vorfeld war klar, dass wir in Wien keine neue Rekordteilnahme verbuchen können. Dennoch fanden sich sehr viele Mitglieder in Wien ein und auch viele österreichischen Mitglieder und Fußballfans hatten endlich mal die Chance, an einem B.A.F.F.-Treffen teilzunehmen. Als Ergebnis gab es sehr gelungene inhaltliche Arbeit in zwei Gruppen, eingerahmt von einer Organisation unserer Wiener Gastgeber, die an Perfektion nicht zu überbieten ist.
Freitag
Für diejenigen, die schon am Freitagnachmittag anreisten bestand das Programm-Angebot aus einer Führung durch das Dokumentationsarchiv des österreichischen Widerstands (DÖW). Von dieser Führung gibt es auch einige Fotos in der Fotogalerie.
Der Großteil der Teilnehmerinnen und Teilnehmer traf aber erst am Abend ein. Viele haben sich zwar schon zwei Wochen vorher beim Antira-Turnier in Hamburg oder eine Woche vorher beim Fankongress in Leipzig getroffen, dennoch gab es natürlich die übliche große Begrüßungsrunde mit Wiener Bier und netter Musik.
Am Abend lauschten wir auf der Friedhofstribüne im Stadion der Lesung von Matthias Thoma, der sein neues Buch „Wir waren die Juddebuben“ vorstellte. Das Buch behandelt die Probleme, mit denen Eintracht Frankfurt als traditionell jüdischer Verein nach der Machtübernahme der Nazis konfrontiert war. Das Buch kostet nur knapp 20 Euro und ist diese auch mehr als wert.
Samstag
Zunächst berichteten alle Teilnehmer über aktuelle Ereignisse in ihren eigenen Fanszenen und von Aktionen. Besonders interessant waren hier die Berichte aus Österreich, die zeigten, dass es dort keine Lobby für Fankultur gibt und die allgemeine Hysterie im Vorfeld der EM ausgebrochen ist. Die Angst vor Ausschreitungen bei der EM wird extrem geschürt und Fanarbeit komplett durch Repression ersetzt. In Österreich nennen sich die Szenekundigen Beamte „Fanbeauftragte“ – das sagt eigentlich alles.
Nach den Berichten wurden zwei Arbeitsgruppen eingerichtet. Während die erste AG sich mit dem Thema „Euro 2008“ beschäftigte, widmete sich die zweite einer Nachbetrachtung des DFB-Fankongresses in Leipzig und einer Diskussion über die Positionierung von BAFF.
Selbstverständlich brachte die zweite AG dann auch den Ablaufplan durcheinander, da länger diskutiert wurde als von unseren Gastgebern eingeplant. Glücklicherweise konnten wir die für 15 Uhr terminierte Lesung auf den späten Nachmittag verschieben. Auch nach der Lesung ging die Diskussion weiter und kann auch jetzt noch lange nicht als beendet erklärt werden – was ja auch nicht das Ziel ist, da auch B.A.F.F. sich ständig weiterentwickelt.
Die erste AG sah dieses Treffen als Anfang und Startpunkt einer weiteren Vernetzung von österreichischen Fußballfans, die noch in diesem Jahr institutionalisiert und verstetigt werden soll. Ziel ist es, die Fans in Österreich besser zu vernetzen und ihnen damit mehr Gewicht zu verleihen. Die EM wird hier nur als thematischer Aufhänger gesehen, der diese Vernetzung vereinfacht.
Zum Abendessen lud der beste Grillmeister Wiens oder sogar Ostösterreichs zu allem was der Körper zwischen geistiger Arbeit und abendlicher Party noch als Nahrung braucht.
Am Abend gab es dann ein sehr schönes Ska-Konzert mit der Band „100% Meskalin“. Hörproben gibt es auf Myspace.com. Lohnt sich! Den für B.A.F.F.-Treffen typischen Schrabbel-Punk hat eigentlich keiner vermisst. Nach dem Konzert ging es in der Bar bis in den frühen Morgen weiter.
Sonntag
Am Sonntag stand nach dem reichhaltigen Frühstück und Unmengen von Kaffee eine gemeinsame Runde an, in der die Ergebnisse der AGs vorgestellt wurden. Am Mittag löste sich das Treffen dann auf, da viele zu ihren Fliegern und zu ihrer Bahn mussten.
Abschließend bleibt nur festzustellen, dass unsere Gastgeber das Treffen perfekt organisiert haben. Besten Dank dafür!