AG Fußball und Geschlecht/Fankongress 06
Frauen/gender/Sexismus − ein Thema für BAFF?
Eines hatte sich schnell erledigt – die Ausgangsfrage der AG, ob Frauen/gender/Sexismus ein Thema für BAFF ist: 20 Teilnehmerinnen und Teilnehmer (mehr Männer als Frauen) diskutierten angeregt über Aspekte von Geschlecht und Diskriminierung und die eingeplanten 90 Minuten reichten bei Weitem nicht aus. Tenor war, diese Auseinandersetzung sei eine „Selbstverständlichkeit“ und „überfällig. Von Überforderung möglicher BAFF-Interessenten war anders als vor 13 Jahren keine Rede.
Eingangs spielte die Frage, was denn eigentlich als sexistisch zu benennen und wie dies zu vermitteln sei, eine große Rolle. Konkretisiert wurde die Idee einer Homepage, über die sexistische Vorfälle aus dem Fanalltag, aber auch „Lieblings“ Fanlieder etc. gesammelt werden können. Diese Sammlung aus dem weiblichen Fanalltag wird von F_in umgesetzt.
Von dem Netzwerk aus weiblichen Fans, Fanbeauftragten, Wissenschaftlerinnen und Journalistinnen, das sich 2004 gründete, waren einige Frauen beim Kongress und eine weitere Zusammenarbeit zwischen F_in und BAFF auch über die Personalunionen hinaus scheint sicher. In diesem Sinne gibt es als Ergebnis der AG inzwischen eine Besprechung des von F_in-Frauen produzierten Buches gender kicks - Texte zu Fußball und Geschlecht auf der BAFF-Homepage.
Immer wieder betont wurde, dass das Thema Frauen und Fußball nicht nur unter Diskriminierungsaspekten gesehen werden darf. Vielmehr soll die Selbstverständlichkeit, mit der Frauen keineswegs erst in den letzten Jahren zum Fußball gehen, bewusst gemacht werden: wir sind nichts Besonderes!
Wie die konkrete Arbeit aussehen könnte, war die komplizierteste Frage. Klar war schnell, dass auch das Engagement von Männern gefragt ist, auch um Skepsis bei den Adressaten zu verringern. Ebenso wie BAFF in den letzten Jahren zur Sensibilisierung im Bereich Rassismus und Homophobie beigetragen hat, möchten wir zum einen die Aufmerksamkeit auf die viele Frauen in den Kurven oder auf den Tribünen lenken. Auf sexistische Diskriminierungen durch Fans, Funktionäre, Journalisten hinzuweisen, ist der andere Handlungsstrang.
Über Aufkleber und T-Shirts (Ideen erbeten!!) oder auch mit einer Flugblattaktion könnten wir zunächst Aufmerksamkeit schaffen.
Ein weiterer Anknüpfungspunkt sind Presseerklärungen zu sexistischen Äußerungen von prominenter Seite – in letzter Zeit hätte sich einiges angeboten: etwa die Forderung von Blatter und Johansson nach sexy Spielkleidung für Fußballerinnen. Oder Campinos Gerede über Frauen, die nicht verstehen, dass sich „ein Mann fünf Stunden vor einem Fußballspiel mit tausend anderen singend vor dem Stadion herumtreibt“ (wir sehen uns: bei Fortuna nächsten Samstag um 9). Aber wir müssen uns keine Sorgen machen: nicht nur im Rahmen der WM wird es auch in Zukunft genug Anknüpfungspunkte geben.
Und warum nicht analog zu antirassistischen Aktionen Spieler mit einem Transparent „gegen sexistische Diskriminierung“, Artikel in den Stadionzeitungen und eine Erweiterung der Anti-Diskriminierungsparagrafen in den Stadionordnungen? So ist es den BesucherInnen des Millerntors schon lange verboten „Parolen zu rufen, die nach Art oder Inhalt geeignet sind, Dritte aufgrund ihrer/ihres Hautfarbe, Religion, Geschlechts oder sexuellen Orientierung zu diffamieren“
Schließlich fehlt – wenn also Frauen/gender/Sexismus inzwischen doch ein Thema für BAFF ist – noch ein Artikel in der Rubrik unsere Themen auf dieser Homepage. Aber der ist in Arbeit. (Anmerkung des Webmasters: Den gibt es jetzt!)
In der entspannten Diskussionsrunde war ein Austausch zwischen Jungs, die einen ersten Einstieg in Fragen sexueller Diskriminierung „wagten“ und fast doppelt so alten „autonom-Frauenbewegten-Fußballfans“ möglich − und wo geht das schon?
Kontakt für Interessierte und ihre Ideen: annika@aktive-fans.de