Rechtsstaat für Fussballfans?
Bürgerrechte, Rechtsstaat – äh wieso, du bist doch Fußballfan
Als Fußballfan hat man es schon schwer. Bei Auswärtsspielen kommt man sich manchmal vor, als ob man einen Knast betreten würde, was manche dann ja auch tatsächlich machen, zumindest eine Zelle bei der Polizei. In einigen Fällen dann auch ohne ersichtlichen Grund. So wurde zum Beispiel beim Auswärtsspiel in Dortmund die Lautrer Polizei aufgefordert, aus eine Gruppe 5 Personen zu benennen, die Festgenommen werden sollte. Wer, war egal. Dies geschah dann nicht, also nahmen die Dortmunder Ordnungshüter halt einfach so mal fünf Leute fest, da sie annahmen, dass irgendwer, irgendwas gemacht hatte. Also reine Willkür. Dies ist nur eines von vielen Beispielen, die man so im Laufe eines Fanlebens mitbekommt. Die Repression und Überwachung von Fußballfans nimmt immer mehr zu. Im Hinblick auf die WM 2006, bei der Sicherheit ganz vorne steht, gibt es die berechtigte Befürchtung, dass die Repressionspirale noch weiter gedreht wird. Videoüberwachung, Stadionverbote, oder wie in München, wo der FCB zur Zeit ganze Fanclubs und Fangruppen aufgrund dubioser Anschuldigungen die Anerkennung verwehrt bzw. namentlich bekannte Fans vom Erwerb von Dauerkarten ausschließt. Es hat den Anschein, als ob sich hier ein Verein, bzw. eine AG ihre Fans aussuchen möchte. Fans, die sich aktiv im Stadion zeigen, die ihre eigene, auch kritische Meinung haben, werden ausgebootet. Ein neuer Trend?
Oder der erste Schritt im Hinblick auf die WM 2006 sich ein konsumfreudiges, braves, beherrschbares Fanpotiential zu schaffen? Fankultur am Herzen liegt, müssen hier die Augen und Ohren offen halten. Leider sind die, die sich aktiv für die Interessen von Fans einsetzen, immer noch recht wenige, im Vergleich zu den Besuchern, die es regelmäßig in die Stadien zieht. Wenn bei einer Fandemo, wie letzte Jahr in Berlin, nur ca. 2000 Personen anwesend ist, obwohl ca. 60 000 andere Fans wegen des Pokalendspiels in der Stadt sind, ist dies ein Armutszeugnis für die Fanszene. Bisher haben sich nur wenige gewagt, lautstark sich für die Interessen der Fans stark zu machen. Zum einen Pro Fans, die hauptsächlich aus der Ultra-Bewegung entstanden und BAFF, als kleiner, aber aktiver Haufen, der schon vor Jahren auf die Probleme Hinwies. Die Ultras, oft auch die Hauptbetroffenen da auch sehr aktiven und damit auffälligen Fans, sollten aber nicht alleingelassen werden. Jeder Besucher im Stadion kommt wegen der Stimmung, auch wenn er sie nur passiv erlebt. Ohne lebendige Fanszene wäre ein Stadionbesuch nur noch die Hälfte, wenn nicht noch weniger wert. Viele Vereine reden immer davon, wie Stolz sie auf die Fans sind, wie super doch die Stimmung war. Auf der anderen Seite wird es den Fans dann aber immer schwerer gemacht, dies auch auszuleben. Verbote von Fahnen und Doppelhaltern, übermäßige Kontrollen, Einschränkung der Bewegungsfreiheit bei Auswärtsfahrten, bei denen oft die Fans vom Eintreffen bis zur Abfahrt von der Polizei begleitet werden. Unbe-gründete und kaum anfechtbare Stadionverbote, Rechtsstaatsprinzip mit den Füssen getreten wird. Und auch die Vereinnahmung der Fans durch den Kommerz, wie z.B. Coca-Cola Fanaward nimmt zu. Fangesänge werden durch Party-Musik überdröhnt, geplante Emotionen ersetzen die spontane, realen Gefühls-ausbrüche der Fans.
Auch in Kaiserslautern gab es schon einige Beschwerden über den rüden Umgangs von Seiten des Ordnungsperso-nals. Besonders von Auswärtsfans, wie in der letzten Saison z.B. von Seiten der Wolfsburger. Bei der Abstimmung auf unserer Homepage wird zwar die Leistung des Ordnungs-
dienstes mehrheitlich ganz ordentlich bewertet, aber es gab auch schon kritische Berichte. Im Hinblick auf die WM 2006 in Kaiserslautern ist auch zu befürchten, dass Überwachung und Kontrolle zunimmt.
Was können wir tun? Es wird wichtig sein, dass sich die Fanszene, so unterschiedlich sie auch sein mag, zusammenrauft, und an einem Strang zieht. Der Ultra genauso wie der BAFFler, Fans auf den teuren Sitzplätzen genauso wie die Kutte im Stehplatzbereich. Den Verantwortlichen bei den Vereinen, dem DFB, der DFL usw. muss klar werden, dass ohne uns Fans der Fußball nicht leben kann. Wir müssen unsere Position als Kunde, der das ganze am Leben hält, ausbauen und in die Waagschale werfen. Dann haben wir vielleicht eine Chance, die lebendige Fankultur auch zu behalten und evtl. sogar auszubauen. JS
Quelle: www.fckfans-gegen-rassismus.de - Fanzine Weiß der Teufel, Ausgabe 1, August 2003