“Kommerzialisierung/ Versitzplatzung”
Arbeitsgruppe 2:
Versitzplatzung / Kommerzialisierung
Die stetig zunehmende Kommerzialisierung des Fußballs (u.a. Champions League, bevorstehender Börsengang bestehender Vereine, Fernseh-Fußball) sowie die hierzu parallel verlaufende Versitzplatzung sollten Schwerpunkte der Arbeitsgruppe sein. Da jedoch bereits mit der Arbeitsgruppe 3 “Vom Fan zum Fußballkunden? Wirtschaftliche Veränderungen und Auswirkungen im Profi-Fußball” die Kommerzschiene annähernd abgedeckt wurde, konzentrierte sich diese Arbeitsgruppe verstärkt auf den Aspekt der Versitzplatzung.
Zu Beginn wurde im Plenum kurz erörtert, in welchen Stadien der 1. Und 2. Liga in jüngster Vergangenheit Umbaumaßnahmen erfolgt sind bzw. zu diesem Zeitpunkt gerade erfolgen (Dortmund, K´lautern, Hamburg, ...). Anschließend wurde ausführlich über geplante Stadionobjekte diskutiert. Hierzu stellten die Teilnehmer reihum die Planungen in ihrem jeweiligen Verein vor, was erwartungsgemäß zu einer lebhaften Diskussion führte. So erfuhr man nicht nur, daß in Nürnberg seit dieser Saison (98/99) fest installierte Sitzplätze die Gästekurve “verschönern”, sondern auch, daß den Schalke-Fans 15.000 Stehplätze für ihr neues Stadion zugedacht sind sowie in St. Pauli sogar 19.000 Stands von “Papa Heinz” versprochen wurden. Ob dies letztlich Realität wird bzw. wie lange diese Zusagen von den Vereinen letztlich eingehalten werden, muß jedoch die Zukunft zeigen...
Im Laufe der Zeit machte sich innerhalb der Arbeitsgruppe eine gewisse Resignation breit, da die aktuelle Situation innerhalb der Stadien keinen Anlaß zur Euphorie liefert. Während in Leverkusen bereits seit mehr als einem Jahr keine Stehplätze mehr existieren, statt dessen jedoch eine komplette Kurve “wichtigen Personen” reserviert wird, wurden in den letzten jahren sukzessiv Stehplätze, insbesondere in Düsseldorf, Köln, München und Bochum ohne Rücksicht auf Fan-Interessen abgebaut. Darüber hinaus zerstören die immer häufiger vorzufindenen sogenannten “Vario-Sitze”, die im Bedarfsfall einen Stehplatz binnen Sekunden in einen Sitzplatz verwandeln, die Beweglichkeit der Fans in ihren Kurven und verhindern insbesondere das Erlebnis des Flairs eines Stehplatzblockes.
Trotz des spürbaren Machtlosigkeit angesichts der gerade sich entwickelnden neuen Stadion-Kultur hin zu multifunktionalen, reinen Sitzpaltzarenen mit Schiebedach, Logen, Parkhaus, Einkaufszentrum etc. (das Hamburger Volksparkstadion bietet nur den Anfang; Schalke, Mönchengladbach und/ oder Duisburg werden mehr oder weniger Folgen, Arnheim und Amsterdam lassen grüßen) überlegte sich die Arbeitsgruppe Maßnahmen, die im Kampf gegen die Versitzplatzung oder zumindest um Mitspracherecht der Fans eine erhebliche Bedeutung haben können:
1. Bessere Öffentlichkeitsarbeit durch BAFF: Immer dort, wo die Vernichtung von Stehplätzen geplant ist, sollte BAFF aktiv in die Öffentlichkeit treten.
2. Verabschiedung eines Forderungskataloges: In Anlehnung an einen von der Schalker Faninitiative verabschiedeten Forderungskatalog für einen neues Stadion aus der Perspektive der Fans sollte ein allgemeiner Forderungskatalog unter der Schirmherrschaft von BAFF und unter Mitarbeit einer aktiven Fangruppe des betroffenen Vereins an den entsprechenden Club ausgehändigt werden.
3. In allen Erst- und Zweitligastadien sollte nach Möglichkeit jedes Wochenende und bei jedem Spiel ein BAFF-Transparent wider dem Abbau von Stehplätzen medienwirksam plaziert werden.
4. Die Stimmungslage der eigenen Fanszene bezüglich des angedachten Stadionneu- bzw. –umbaus sollte in erfahrung gebracht werden, z.B. durch Fragebogen-Aktionen und Interviews vor, während und nach einem Heimspiel
Ziel der Maßnahmen ist es, in kleinen Schritten zum Erfolg zu gelangen. Es bleibt jedoch abzuwarten:
- ob es gelingt, genügend Aktivisten in den betroffenen Fanszenen zu finden, die bereit sind, sich für das Vorhaben zu engagieren,
- Ob die jeweiligen Fankurven überhaupt ein offenes Ohr für den Kampf um den Erhalt der Stehplätze haben (so ist etwa nicht auszuschließen, daß sich viele Fans für den sportlichen Erfolg ihres Vereins, der unweigerlich mit Mehrausgaben verbunden ist, bereit erklären, von der günstigeren Steh- auf die teure Sitzplatzkarte “zum Wohle des Vereins” umzusteigen, und
- Ob die Vereine im Zuge der zunehmenden Kommerzialisierung und dem Spiel um und mit Millionen für Faninteressen noch offen sind.