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Blatterwahn - Stehplätze sind Fankultur

 

Blatters Welt

Der grosse Führer der Fußballwelt, Joseph Blatter aus der beschaulichen Schweiz, hat sich die letzten Tage mal wieder zu Wort gemeldet. Und mir als Fußballfan wird dann, höflich ausgedrückt, einfach schlecht, wenn dieser Mann mal wieder seine ganz persönlichen Vorstellungen von seiner Welt des Fußballs öffentlich macht. Heute z.b. steht im Kicker, dass lt. diesem Funktionär der Kunstrasen die Zukunft des Fußballs ist. Wahrscheinlich noch in wunderbaren Arenen mit super tollen Sitzen und vielleicht ja naoch alle mit einem Dach. Das sichert dann die Vermarktungsfähigkeit, alles wird gleich und nichts unterscheidet sich mehr. Blatter traum von einem Fußball, der überall gleich ist, ist wohl das, was ihn treibt. Deutlich zu sehen bei der WM und den vorgaben der FIFA. Alles mit dem Ziel, den schönen Fußball schön vermarkten zu können. Leider gibt es ja da noch unwägbares. Wie böse die Welt doch ist. Es gibt Regen, es gibt Löcher im Rasen, der Ball verspringt. Das darf ja alles nicht sein. Und da sind dann auch noch die Fans. Nicht nur die, die ihr Geld brav zahlen sondern auch die, die ihren Mund aufmachen, Blatter auspfeifen und vielleicht auch mal etwas emotionaler und wilder sind. Ja, die stören auch. Also bitteschön, alle brav auf einen Sitz verbannen, mit einer Kamera beobachten und wer stört, fliegt raus. Am besten noch genormte Stimmung aus dem Lautsprecher, damit immer das gleiche in den TV-Studios ankommt. Ein graus. Zum kotzen. Einfach Blatter. Meine Vorstellungen vom Fußball sind da ganz andere. Denn ich bin kein korrupter Fußballfunktinär, sondern ein Fan. Ich fand es so geil, beim letzten Spiel in Offenbach den Rasen riechen zu können. Ich finde es geil, bei Regenspielen den Kampf auf dem Platz, das spritzen des Wassers, den Einsatz trotz des Wetters live mitzubekommen. Ich bin kein Zuschauer. Ich bin nicht bei einem Event. Ich lebe meine Gefühle und Emotionen aus. Ich kann nicht ruhig sitzen. Ich bin jetzt vielleicht nicht mehr der, der 90 Minuten nur brüllt, Lieder singt, die nichts mit dem Spielverlauf zu tun haben. Ich bin aber auch nicht 90 Minuten ruhig. Ich lebe das Spiel mit. Ich bewege mich. Ich ärgere mich. Ich bin nervlich angespannt. Und ich kann nicht sitzen. Auch nicht zuhause, wenn ich Fußball vor dem TV anschaue. Wenn es kritisch wird, muss ich stehen. Trete gegen mein Sofa. Andere machen den Fußball zu einem Erlebniss, auch für sie selber. Sie leben sich auch durch Doppelhalter, Fahnen, Gesänge. Powern sich im Stadion aus. Leben für diese 90 Minuten. Treffen Leute, Freunde, ihre Gruppe. Eine Stehplatzkurve ist eine soziale Gemeinschaft. In ihr ist Bewegung. Leben. Man sucht sich seine Nachbarn aus. Sucht sich seinen Standort. Eine Kurve von Kindern bis zum Rentner. Sie ist das Herz des Fußballs. Sie ist meist als erstes Ausverkauft. Wenn keiner mehr da ist, die “Steher” sind trotzdem da. Auch wenn die VIP-Logen schon längst verweist sind. Und sie sind eine Möglichkeit, Preiswert ins Stadion zu kommen. Wichtig für Jugendliche, Kinder, Hartz IV - Empfänger usw. . Sie geben auch denen, die nicht so viel Geld haben, die Gelegenheit, am Fußball, der oft mit vielen Stuergeldern subventiniert wurde, teilzuhaben. Stehplätze sind eine soziale Sache. Und dann kommt ein Blatter und will diese mal wieder abschaffen. Denn sie seinen der Hort für Gewalt und Rassismus. Naja. Dann machen sie mal ihre Augen auf. Schauen sie sich reine Sitzplatzstadien in Italien an. Dann merken sie, dass das nichts mit Sitz- oder Stehplätzen zu tun hat. Wenn sie die Fankultur abschaffen wollen, nur noch ruhige brave Bildungsbürger mit genügend Geld in die Stadien wollen, dann sprechen sie es aus. Aber kommen sie nicht mit scheinhieligen Argumenten. Rassismus gibt es auch, lt. dem Wissenschaftler Dr. Gunter A. Pilz, in den Vip-Räumen. Auf den Stehplätzen in Deutschland in den Profiligen passiert fast nichts mehr. Sie sind sicher. Und eigentlich gibt es keinen Grund, diese auch nicht International zuzulassen. Ein Herr Peters von Schalke versucht dies auch bei der UEFA anzusprechen. Warum sollte etwas, dass jede Woche in zig Stadion bei voller Belegung in der Bundesliga funktioniert nicht auch bei CL oder UEFA-Cup spielen klappen. Oder bei Länderspielen? Denn stehen tun die Fans so auch. Aber halt vor den Sitzen oder auf den Sitzen. Denn der Fan will stehen. Und wir, die Fans aus den Kurven, lassen uns nicht von einem Herr Blatter vertreiben. Vielleicht sollte man es mal umgekehrt versuchen. Aber da die meisten da oben bei der FIFA, die das sagen haben, kaum anders denken, ändert das wohl auch nicht viel. Bleibt nur, öffentlich seine Meinung zu sagen und Druck auszuüben. Denn wer einen Blutlosen Fußball auf Kunstrasen möchte, der wird bald erleben, dass dieser ausblutet. Aber dann ist es schon zu spät. Deshalb seien sie Herr Blatter dankbar, dass wir trotz socher Funktionäre wie sie, den Fußball mit seiner Kraft, seiner Emotion, seiner sozialen Stärke am leben erhalten. Dafür stehen wir. Und das bleiben wir auch. Und sie kümmern sich doch besser darum, das Feld für eine Wiedewahl zu beackern, kleine Geldgeschenke oder sonstiges zu verteilen. Denn jeder sollte das tun, was er kann. Quelle: www.fckfans.info Autor: Johannes

 

Spruchband beim Spiel FCK-FC Augsburg, Nov. 2006 

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