10.07.07: Bundesregierung kriminalisiert B.A.F.F.
In einer Antwort auf eine Kleine Anfrage der Fraktion Die Linke im Deutschen Bundestag hat die Bundesregierung das Bündnis Aktiver Fußball-Fans (B.A.F.F.) durch unhaltbare Unterstellungen in die kriminelle Ecke gerückt. Das Thema der Anfrage lautete „Umgang mit gewalttätigen und rassistischen Ereignissen im Umfeld von Fußballveranstaltungen“ – doch die Bundesregierung ließ es sich nicht nehmen, gerade diejenigen, die seit 14 Jahren aktiv gegen Rassismus und Diskriminierung im Fußball vorgehen, zu kriminalisieren. B.A.F.F. fordert von der Bundesregierung umgehend eine Richtigstellung und Entschuldigung.
Pauschale Kriminalisierung
In der Drucksache 16/5549 antwortet die Bundesregierung auf die Frage, ob denn nach Auffassung der Bundesregierung die häufenden Berichte von Fanvereinigungen wie B.A.F.F, Pro Fans, Netzwerk für Fanrechte und Aktion 3. Welt Saar zuträfen, dass sich polizeiliche Maßnahmen gegen friedliche Fußballfans in den letzten Jahren gehäuft hätten:
„Den in der Anfrage genannten Vereinigungen sowie weiteren ist u.a. gemeinsam, dass ihre Vorwürfe und daraus abzuleitende Forderungen letztlich auf die Einräumung rechtsfreier Räume für so genannte „Fußballfans“ abzielen.
Vorbilder aus Süd- und Südosteuropa sowie aus Südamerika spielen hier ganz offenbar eine meinungsbildende Rolle. Die ständige Wiederholung derartiger Vorwürfe zielt darauf ab, sowohl das staatliche Gewaltmonopol als auch das Hausrecht der Vereine in der öffentlichen Diskussion in die Defensive zu drängen“ (Drucksache 16/5549, S. 7).
„Die Bundesregierung betrachtet Kritik an überzogenen Polizeimaßnahmen im Fußball als Angriff auf das staatliche Gewaltmonopol und unterstellt B.A.F.F. damit fast, eine kriminelle Vereinigung zu sein. Doch von Gewalt- und Straftätern im Fußball hat sich B.A.F.F. schon immer distanziert. Daher weisen wir diesen ungeheuerlichen Vorwurf auf das Schärfste zurück und fordern von der Bundesregierung umgehend eine Richtigstellung und Entschuldigung“, so B.A.F.F.-Sprecher Mathias Radowski.
Rechtssicherheit statt Rechtsfreiheit
Die Bundesregierung schreibt weiter: „Es liegt auf der Hand, dass derartige Maßnahmen, sofern sie wirksam und konsequent getroffen werden, wie in anderen Bereichen der Kriminalität bzw. devianten Verhaltens auch, nicht den Beifall der Betroffenen hervorrufen“ (Drucksache 16/5549, S. 8).
„Gerade in einer Zeit, in der DFB und DFL die Belange der aktiven Fans erkannt haben und sich für Fans öffnen, macht die Bundesregierung einen großen Schritt zurück“, berichtet B.A.F.F.-Sprecher Mathias Radowski, „Kritik an Polizeieinsätzen wird hier mit kriminellen Zielen gleichgesetzt und jede Kritik als ungerechtfertigter Protest von Kriminellen dargestellt. Aber von diesen Maßnahmen sind eben auch friedliche Fans betroffen, die sich nichts haben zu Schulden kommen lassen. Genau das ist das Problem.“
B.A.F.F. veröffentlichte 2004 das Buch „Die 100 „schönsten“ Schikanen gegen Fußballfans“, in dem genau recherchierte Artikel das Vorgehen von Polizei und Ordnungskräften gegen Fußballfans beschreiben. Dieses Buch zeigt, dass selbstherrliches und willkürliches Auftreten der Polizei und Ordner verschiedener Sicherheitsdienste zum Alltag der Fußballfans gehören. Daher verlangt B.A.F.F. vielmehr Rechtssicherheit statt Rechtsfreiheit. Denn diese Rechtsfreiheit ist es, die B.A.F.F. durch die Kritik an ungerechtfertigten Polizeieinsätzen anprangert. Diese Freiheit äußert sich auch durch Maßnahmen der Polizei, die sehr oft Fußball-Fans pauschal und undifferenziert als Sicherheitsrisiko behandelt. B.A.F.F. setzt sich seit Jahren für den Erhalt der Fankultur ein und wehrt sich friedlich und dialogbasiert gegen Rassismus und Diskriminierung im Fußball und die zunehmende Repression von Seiten der Polizei und der Ordnungskräfte.
B.A.F.F. am 10.07.2007
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