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Goldener Schlagstock - Polizei-

Polizei in Frankfurt bekommt Goldenen Schlagstock

In der Kategorie Polizei hat Frankfurt gewonnen. Nicht nur, dass Frankfurt auch in der Abstimmung vorne lag war der Ausschlag für die Verleihung, auch aktuelle Vorfälle belegen, dass der Preis wohl auch verdient ist.
Mehr dazu findet ihr in derBegründung zur Schlagstockverleihung.
Als zusätzliches Beispiel ist hier auch der Umgang mit den Fans beim Spiel Frankfurt-Hannover am 6.12.03 aufgführt und dokumentiert in der Presseerklärung des Fanzines Notbremse.

 

  Frankfurter Polizei in Aktion  Der Sieger steht fest: Frankfurt 

Begründung

Die Frankfurter Polizei bekommt den Goldenen Schlagstock!!
Warum?

Wer zum Fußball nach Frankfurt kommt, egal ob als Heim- oder Auswärtsfan hat keinen leichten Stand, scheint doch das gesamte Sicherheitspersonal Fans ausschließlich unter dem Gesichtspunkt „potentiell gefährlich“ wahrzunehmen. Die Abstimmung im Internet mit einem 1. Platz für die Polizei und einem 2. Platz für den Ordnungsdienst macht dies sehr deutlich.
Es gibt wohl zur Zeit keine Stadt und kein Stadion in Deutschland, in dem Fans so schlecht behandelt werden, wie in Frankfurt.
Das Spiel zwischen Eintracht Frankfurt und Hannover 96 in der Hinrunde der Saison 2003/2004 steht exemplarisch für das Vorgehen der polizeilichen Einsatzkräfte, die in Frankfurt Dienst tun.
"Rund um den "Hintereingang" des Bahnhofes war alles abgeriegelt, und wir
mussten durch eine Polizeikette direkt auf unser Gleis.
Dort wurde durchgesagt, dass sämtliche Getränke im Zug verboten sind.
Das ganze kratzte arg an der Menschenwürde!
Naja ich habe halt Diabetes, und somit einen Schwerbehindertenausweis!
Mit dem war es mir als einziger erlaubt, den Kessel der Polizei verlassen,und mir in einem Menschen leeren Viertel was zu trinken kaufen zu können.
Naja auf Grund der Schikane, gingen fast alle 96er nicht zum Gleis durch,sondern blieben aus Protest stehen!
Das hat den Bullen dann zu lange gedauert..! 1,2 3 Knüppel*bäng* Und noch Spaß dabei!
Also wie Tiere Richtung Gleis gepfercht worden."

Die Fans des KSC meinten nach ihrem letzten Gastspiel in Frankfurt, dass sie noch nirgends so konsequent schlecht behandelt wurden wie in Frankfurt und sie den Eindruck gewannen, so solle wohl versucht werden, dass niemand aus Karlsruhe mehr auf die Idee komme, ein Auswärtsspiel in Frankfurt zu besuchen. Ähnliche Klagen, wenn sie denn bekannt werden, gibt es von Bochumern, Trierern und vielen weitern Fangruppen.

Es macht auch keinen Unterschied welche Truppe, ob BGS oder Polizei, im Einsatz ist. Das Auftreten ist immer gleich: Unfreundlich, schikanierend, arrogant und wenn‘s sein muss auch gewalttätig.
Es trifft in besonderer Weise die Auswärtsfans, aber auch die Heimfans sind arg gebeutelt.
Dort werden Ultras für eine der besten Choreografien, die es bisher in Deutschland gab, (beim Spiel gegen Kaiserslautern) persönlich vom Einsatzleiter mit Anzeigen überzogen. Oder mehr als 70 Fans bekommen ein bundesweites Stadionverbot ausgesprochen für einen Vorfall, an dem sie gar nicht beteiligt waren. Zufällig kannte man ihre Namen von anderen Begebenheiten. Regelmäßig sind Hunde ohne Maulkorb im Einsatz, obwohl ein unbescholtener Eintracht-Fan in Kaiserslautern durch einen Biss äußerst schwer verletzt wurde, wie im Schikanenbuch dokumentiert.

Obwohl es in Frankfurt schon mehrere Treffen zwischen Vertretern der Fanszene und der Polizei gab, hat sich die Politik der Polizei nicht geändert.
Nie wird das eigene Handeln hinterfragt, ständig werden die Sicherheitsvorkehrungen auf Druck der Polizei erhöht, unter denen undifferenziert alle StadionbesucherInnen leiden müssen. Selbst ältere Frauen, Männer oder kleine Kinder sind vor penetranten Durchsuchungen nicht gefeit.

In einer bundesweit wohl einmaligen Maßnahme hat die Frankfurter Polizei ihre Schikanen jetzt sogar noch ausgeweitet.
Seit es beim Spiel gegen den 1.FC Kaiserslautern zu Problemen kam, die offensichtlich auch durch die Polizei mitverursacht wurden (siehe „Fan geht vor“, die Eintracht-Fanzeitung), ist es allen Stadionbesuchern verboten, auf dem Weg vom Bahnhof zum Stadion, Getränke in Dosen, Glas- oder Plastikflaschen zu verzehren.
Ein Fan, der mit einer Bierflasche angetroffen und kontrolliert wurde, gab diese der Polizei ab und bekam kurz darauf dennoch einen Strafbefehl über 160 Euro zugestellt. Nichts gemacht, außer auf dem weg zum Stadion sein Bierchen getrunken, wie seit mehr als zwanzig Jahren und dann so was. Unglaublich? Nicht ihn Frankfurt!!!
Jeder Besucherin, jedem Besucher wird somit durch die Polizei unterstellt, sie wären potentiell bereit, ihre Getränke auf andere BesucherInnen oder die Polizei zu werfen. Weil das so ist, wird zur Zeit jeder/r BesucherIn beim Verlassen des Bahnhofs von Polizeibeamten in Kampfuniform kontrolliert.
Das gleiche Procedere wartet dann bekanntlich noch einmal beim Betreten des Stadions. Wenn man bedenkt, dass alle Gäste viel Geld bezahlt haben und dann sich einer derartigen Behandlung ausgesetzt sehen, wird der Irrsinn noch deutlicher.

Die Frankfurter „Gastfreundlichkeit“ buchstabiert sich SCHIKANE!
Von daher überreichen wir den Goldenen Schlagstock an die Frankfurter Polizei! Sie hat ihn sich verdient!

Bündnis Aktiver Fußballfans, Januar 2004

 

Presseerklärung anlässlich des Bundesligaspiels Eintracht Frankfurt - Hannover 96 (06.12.2003)

Sehr geehrte Damen und Herren,

rund um das o.g. Bundesligaspiel wurde die Menschenwürde von Fußballfans mit Füßen getreten, wie es aus hannoverscher Sicht bis dato noch nicht erlebt worden ist. Aus diesem Grund erhalten Sie diese Presseerklärung vom 96-Fanmagazin "Notbremse", das es seit fast sieben Jahren gibt und das zu den auflagenstärksten und bekanntesten Fanmagazinen bundesweit gehört.

Zum Nikolaustag gab es die Rute. So muss es jedenfalls den 96-Fans ergangen sein, die ihrer Mannschaft zum Auswärtsspiel nach Frankfurt folgten. Knüppelhart schikanierten Polizei und Bundesgrenzschutz die
schwarz-weiß-grüne Anhängerschaft an dem nasskalten Fußballnachmittag. Ein Großaufgebot seitens der Staatsmacht wurde zwar erwartet, weil es in den
vergangenen beiden Begegnungen zwischen Eintracht Frankfurt und Hannover 96 zu Ausschreitungen gekommen war, doch die Einsatztaktik vom 6. Dezember stieß allgemein auf Unverständnis.

Schon während der Hinfahrt im Sonderzug reagierten die Ordnungshüter ungewöhnlich schroff. Das Öffnen der Fenster wurde verboten, jegliche Diskussionsversuche wurden im Keim erstickt. Dennoch blieb die Stimmung der mitreisenden Fußballfreunde gelassen und ruhig. Bei der Ankunft im Frankfurter Hauptbahnhof zeigte sich das erwartete Bild. Eine Wand aus Polizisten verhinderte jegliches Ausgliedern aus der Gruppe und schleuste die 96er in die Busse. Diese Aktion war gut organisiert und wurde von den Fans ohne Murren akzeptiert. Erstes größeres Kopfschütteln verursachten jedoch die Einlasskontrollen. Das Mitbringen von Trommeln und Fahnen war untersagt. Elemente, die zum beliebten Stimmungsmachen auf den Rängen der Stadien gehören und keinerlei Gewalt schüren, waren am Main nicht erlaubt.
Eigentlich hätte sich zu diesem Zeitpunkt bereits die Wut der Besuchern aufstauen müssen, sie blieben trotzdem gelassen. Ein vielgereister Fan erlebt die kuriosesten Verbote im Zwei-Wochen-Rhythmus.

Während der mäßigen 90 Minuten deutete nichts auf eine Wiederholung der Vorfälle der Saison 2001/02 hin. Es gab sogar kaum Anti-Parolen zu hören. Die Fanblöcke lieferten sich ein eher langweiliges Gesangsduell. Nach dem Abpfiff holten jedoch die Polizisten den Knüppel aus dem Sack. Vor der mehr
als vierstündigen Heimfahrt durften sich die Hannoveraner nicht mit Lebensmitteln versorgen, sondern sollten möglichst ohne Verzögerung in den
Zug steigen. Einzelnen Personen gelang es dennoch, Getränke und Essen zu kaufen. "Keine Dosen und Flaschen in den Zug", hieß es dann seitens der
massiv auftretenden Polizei. Auch ein Döner wurde als gefährliches Wurfgeschoss identifiziert. Solche Anordnungen hätten per Flugblatt oder Megaphon schon Vorfeld mitgeteilt worden können, bei der Hinfahrt gab es diese Probleme nicht. So freute sich die Frankfurter Bahnhofsreinigung über zahlreiche Freigetränke. Oder sollte mit dem Einsammeln der Bierflaschen etwa die anstehende Weihnachtsfeier der Einheit kostengünstig organisiert werden?

Es blieb den Fahrgästen keine andere Möglichkeit, als wenigstens einen Teil der Lebensmittel auf dem Bahnsteig zu verzehren. Weitestgehend friedlich
protestierten gegen die unwürdigen Anordnungen. Polizei und BGS dagegen reagierten aber immer aggressiver und schoben die Leute mit Gewalt in die
Abteile. Der Begriff "Deeskalation" schien den hessischen Beamten gänzlich unbekannt zu sein. Mit martialischem Auftreten und arroganter Unnahbarkeit
wollten sie die Situation bestimmen. Alles und jeder wurde kontrolliert.
Selbst in einem Kinderwagen wurden Bierflaschen vermutet. Die junge Mutter hatte dabei nicht einmal vor nach Hannover zu reisen, sie wollte in den Regionalexpress nach Limburg, der sich im selben Gleis befand. Immer mehr zeigten sich daraufhin die Niedersachsen entsetzt über das Vorgehen der
hessischen Staatsdiener. Erstaunlich, dass sich der hannoversche Mob weiterhin trotz aller Einschränkungen beherrschte. Zu kleinlaut sind die
Fußballfreunde inzwischen durch überzogene Strafverfahren geworden. Die Angst vor einem Stadionverbot schwebt immer im Hinterkopf, wenn die Polizei die Stadionbesucher begleitet. Während der Fahrt bereiteten die entnervten Fans ihrem Ärger mit gezielten aber keineswegs beleidigenden Hohn- und
Spottliedern Luft. Vergebens wartete der BGS auf verbale Entgleisungen. Die Not macht vorsichtig und kreativ. Weil es nichts zum Anzeigen gab, wurde der
Schlagstock geschwungen. Eine Polonaise, die zu einem Fanzug wie der Fahrschein gehört, wurde mit Hieben und Strafandrohungen abgebrochen. Blauen Flecke sind eine bleibende Erinnerung. Das Aufsuchen der Toiletten durfte als Gnadegeschenk empfunden werden. Mit breitem Kreuz verriegelte der Grenzschutz die Türen. Es wäre interessant, einmal das Filmmaterial sichten zu können, was bei der Heimreise entstand. Kameramänner in grün zeichneten jegliche Bewegungen der Passagiere auf.

Die Fanszene zeigt sich über das Vorgehen der Staatsdiener erschüttert und fühlt sich in den Persönlichkeitsrechten massiv verletzt. Die Maßnahmen
waren weder nach dem Hessischen Gesetz über die öffentliche Sicherheit und Ordnung (HGSO) noch nach dem Niedersächsischen Gefahrenabwehrgesetz (NGefAG) zulässig, insbesondere wurden der Grundsatz der Verhältnismäßigkeit sowie die korrekte Ermessensausübung (jeweils §§ 4 und 5) grob verletzt. Zur Verbesserung des traditionell gestörten Verhältnisses zwischen Stadionbesucher und Ordnungshüter hat der Nikolaustag nicht beigetragen.
Auch wenn Hannovers Anhängerschaft gewiss nicht nur aus zahmen Engeln besteht und ihr zeitweilig ein schlechter Ruf vorauseilte, hat sie diese Behandlung nicht verdient. Es bleibt rätselhaft, wie ein solches vollkommen unverhältnismäßiges Vorgehen in Einklang zu bringen sein soll mit der WM 2006, die doch unter dem Motto steht "Die Welt zu Gast bei Freunden". Sollen z.B. englische oder türkische Fans auf gleiche Art und Weise menschenunwürdig behandelt werden?

Weitere Informationen über die Geschehnisse rund um das BundesligaspielEintracht Frankfurt - Hannover 96 können Sie bei uns erfragen oder der Homepage <http://www.das-fanmagazin.de> entnehmen.

Fanzine Notbremse

Weitere Berichte

Pressemeldung von BAFF zur Schlagstockverleihung

Reaktionen aus Frankfurt (FR vom 3.2.04)

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