Die ersten Jahre
April1993 Kein Länderspiel an Hitlers Geburtstag
Ursprünglich sollte das A-Länderspiel im Hamburger Volksparkstadion und am Abend zuvor das B-Länderspiel im St.Pauli Millerntor stattfinden. Proteste der St.Pauli-Fans, wie die Aktion "Rote Karte dem Lšnderspiel" mit 7000 hochgehaltenen roten Karten bei einem Heimspiel und eine angekündigte Großdemonstration, bewegten die Hamburger Verantwortlichen zur Absage beider Spiele.
Der Deutsche Fußballbund wich nach Berlin aus. Das war im schlechtesten Sinne noch passender, da jenes Stadion höchstpersšnlich von Adolf Hitler anläßlich der Olympischen Spiele 1936 in Nazideutschland eingeweiht worden war. Das Bündnis "Kein Länderspiel am 20.April" hielt dagegen. Die Länderspielorganisatoren wurden selbst an ihren geheimsten Versammlungsorten aufgespürt und mit dem Protest konfrontiert. Plakate, Aufrufe, Kleber wurden massenweise verteilt, ein Buttersäure-Anschlag auf das Haus des Berliner Fußballverbandes sorgte für Aufsehen, eine Aktionswoche mit abschließender Großdemonstration, zu der man weit über 10.000 Teilnehmer/Innen erwartete, wurde vorbereitet. Man informierte auf allen erdenklichen Wegen die englische Presse, den Fußballverband und die Spielergewerkschaft. Bedenken wurden schließlich auch in England laut, daß es anläßlich eines Fußball-Länderspiels zu einer bislang nicht dagewesenen Konfrontation zwischen Rechten und AntifaschistInnen kommen könnte.
14 Tage vor dem Termin sagte die englische Football Association (F.A.) das Spiel ab.
August 1993 BAFF-Gründung
Im August 1993 gründete sich unter starker Beteiligung der St.Paulianer und Leuten aus 15 anderen Vereinen das bundesweite Bündnis antifaschistischer Fanclubs und Faninitiativen, (B.A.F.F.). Erste Aktivitäten waren "Rockkonzerte gegen Rechts" und kleinere Flugblatt-Aktionen gegen die offenkundigsten Formen rechter Politik und Gesinnung im Stadion. So die Uh-Uh-Rufe gegen schwarze Spieler oder die Feiern anläßlich von Siegen der Nationalmannschaft, die nicht selten in eine "Wir-sind-Deutsche-und-ihr-nicht"-Parade mutierten. Erklärtes Ziel von BAFF war es, gegen die Rassisten im Stadion gemeinsam vorzugehen, sich aber auch für andere Faninteressen stark zu machen.
Juni1994 1. Fankongress
Im Sommer 1994 kam es zu einem bis dahin nicht dagewesenen Ereignis: BAFF veranstaltete in Düsseldorf den ersten Fankongress mit 150 teilnehmenden Fußballfans aus ca. 30 Clubs unter dem Motto "Reclaim the game - Wir holen uns das Spiel zurück". Gäste aus Italien, England, Schottland und den Niederlanden hielten Vorträge über die Situation in ihren Ländern.
Vier Arbeitsgruppen zu den Themen: Rassismus, Versitzplatzung, Fanprojekte und Kommerzialisierung fanden statt. Eigentlich sollte ein gemeinsamer Maßnahmenkatalog gegen Rassismus verabschiedet werden, der den Vereinen als eine Art Selbstverpflichtung zur Unterschrift vorgelegt werden sollte. Eine kontroverse Diskussion um die Hereinnahme antisexistischer Positionen und Formulierungen gegen die Diskriminierung der Frauen beim Fußball verhinderte vorerst ein gemeinsames Ergebnis.
Nov1994 BAFF-Demo vor dem Sitz des DFB
Ein Ergebnis des ersten Fankongresses war die im November 1994 von BAFF organisierte Demonstration für den Erhalt der Stehplätze vor der DFB-Zentrale in Frankfurt. Eine einmalige Aktion in der Geschichte des deutschen Fußballs. Deswegen fanden die 200 TeilnehmerInnen aus 23 Fußballvereinen an einem Werktag eine Medienbeachtung vor, die fast dem Verhältnis 1:1 entsprach: pro Demonstrant ein Kameramann, ein Interviewer usw. Eine Delegation wurde zu den "hohen Herren
des DFB" vorgelassen. Die Gespräche brachten, wie zu erwarten war, nichts ein. Die deutschen Verantwortlichen schoben alles auf die Entscheidungen auf europäischer Ebene.