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BAFF-Wintertreffen in Mainz

 

BAFF-Wintertreffen in MainzKein Schmusekurs mit dem DFB!
Mittlerweile ist es bereits fester Bestandteil der fußballfreien Zeit, das bundesweite Wintertreffen vom Bündnis aktiver Fußballfans (B.A.F.F.). In diesem Jahr war Mainz der Ort der Veranstaltung und Ausrichter war das dortige Fanprojekt, deren Mitarbeiter nahezu komplett auf Schlaf verzichteten, um die 64 Fans von 27 Vereinen zu beherbergen. Nochmals vielen Dank an dieser Stelle.
Die Themenschwerpunkte des Wochenendes waren die Umwandlung vom B.A.F.F. in einen Verein, der „3. Bundesweite Fan-Kongreß“ und die Umsetzung des antirassistischen Forderungskatalogs. Darüber hinaus wurde diskutiert, wie B.A.F.F. sich in Zukunft gegenüber dem DFB verhalten soll.
Zu allen vier Themenbereichen gab es Arbeitsgruppen, vorher wurde im „großen Plenum“ über grundsätzliche Dinge diskutiert. So hatte B.A.F.F. im vergangenen Jahr, nicht zuletzt dank des gelungenen Fan-Kongresses, einen gewaltigen Mitgliederanstieg zu verzeichnen. Über 40 Gruppen, darunter fast alle bedeutenden Fanzines, zahlreiche Fanprojekte, Fanclubs und Faninitiativen, sowie fast 100 Einzelpersonen haben sich bis zum Ende des letzten Jahres im B.A.F.F. zusammengeschlossen.
Weiterhin unterschiedlich sieht es dabei in den Regionalgruppen aus. Nachdem sich in der Vergangenheit fast ausschließlich die Gruppe West durch regelmäßige Treffen hervortat, gibt es mittlerweile auch in der Region Süd/Südwest regelmäßige Zusammenkünfte. Hier zeigt sich insbesonder das Rhein/Main-Gebiet um Frankfurt, Offenbach und Mainz sehr aktiv. Problematisch sieht es weiterhin im Norden, wo die B.A.F.F.-Gruppen hauptsächlich lokal handeln, und ganz besonders im Osten aus. Dort fand zwar im vergangenen Jahr ein erstes regionales Treffen statt, danach hat sich jedoch nicht mehr viel getan. Allerdings gaben die Anwesenden, sehr motivierten Fans von Tennis Borussia Berlin Anlaß zur Hoffnung, möglicherweise doch in naher Zukunft eine aktive Ost-Gruppe zu erleben.
Im weiteren Verlauf des Treffen ging es um die Frage, wie B.A.F.F. in Zukunft noch effektiver arbeiten, und somit Durchhänger wie im Anschluß an den letzten Fan-Kongreß, vermeiden kann.
Trotz einiger Bedenken entschloß sich die Mehrheit der Anwesenden, aus B.A.F.F. einen Verein zu machen, insbesondere um eine rechtliche Grundlage für weitere Aktivitäten zu schaffen und den Verwaltungsaufwand zu erleichtern. Aus diesem Grunde gibt es einige Änderungen im B.A.F.F.. Der Jahresbeitrag wurde von 24 auf 30 Mark angehoben, im Gegenzug wurden die Gruppenmitgliedschaften in ihrer bisherigen Form abgeschafft. Gruppen können aber weiterhin Fördermitglied im B.A.F.F. werden.
Neben dieser grundlegenden Entscheidung wurde festgelegt, auch in diesem Jahr wieder einen Fan-Kongreß, und zwar vom 31. Juli bis zum 2. August, auszurichten. Veranstaltungsort wird, wie auch im vergangenen Jahr, das Allende-Haus in der Fußballhochburg Oer-Erkenschwick sein. Das vorläufige Programm sieht für den Freitag neben der Anreise ein kulturelles Programm für den Abend vor. Am Samstag vormittag sollen dann verschiedene Referenten zum Hauptthema „Fußball-WM 2006“ sprechen. Angefragt werden Personen aus England (Ausrichter der Euro 96 und Konkurrent des DFB), Frankreich (WM 98) und Belgien/Holland (EM 2000). Am Nachmittag wird es dann verschiedene Arbeitsgruppen und Workhops zu fanspezifischen Themen geben, bis abends wieder die Party im Mittelpunkt steht. Angefragt wurde bei B.A.F.F.-Star und Orgelgott Mr Magic, mit weiteren Bands wird verhandelt.
Für Sonntag ist eine Auswertung der Arbeitsgruppen vorgesehen. Nähere Informationen zum Fan-Kongreß werden in den nächsten Ausgabe folgen.
Weniger erfreulich waren die inhaltlichen Diskussionen auf dem Treffen in Mainz. Vor allem die zunehmende Rechtsentwicklung in vielen Fan-Szenen war Anlaß zur Besorgnis. Aus diesem Grunde soll in den nächsten Monaten mit Nachdruck versucht werden, den bereits 1994 auf dem Kongreß in Düsseldorf aufgestellten „Forderungskatalog an die Vereine“ durchzusetzen. Alle Vereine sollen einen Antidiskrimminierungsparagraphen in die Stadionordnung und in die Vereinssatzung aufnehmen und auf dessen Durchsetzung achten. Darüber hinaus sollen die Vereine ihre Distanzierung von rechten Tendenzen auch nach außen hin deutlich machen, in dem sie auf der Anzeigetafel, in der Stadionzeitung, auf Transparenten und durch Aktionen mit Spielern oder Ähnliches darauf aufmerksam machen. Das beinhaltet auch eine bessere Ausbildung des Ordnungspersonals über faschistische Symbole, damit diese besser eingreifen können. Ziel der Kampagne soll es sein, besonders den organisierten Rechten den Nährboden zu entziehen und somit die Fankurven wieder mehr für ausländische Fußballfans sowie Familien mit Kindern zu öffnen.
In der Frage, wie B.A.F.F. sich künftig gegenüber dem DFB verhalten soll, um Faninteressen durchzusetzen, kamen die Anwesenden zu der Ansicht, Diskussionen mit dem Verband von nun an als überflüssig zu betrachten, da diese nur der Ruhigstellung der Fans dienen, zumal Versprechen seitens des DFB nicht eingehalten wurden. Stattdessen wird B.A.F.F. in Zukunft versuchen, den Druck auf den DFB massiv zu erhöhen. Neben einer großen Postkartenaktion unter dem ironischen Motto „Danke DFB - für den massiven Einsatz zum Erhalt der Stehplätze“ soll der DFB nochmals gezielt aufgefordert werden, sich an seine Zusagen vom letztjährigen Kongreß zu halten. Zudem soll es am 30. Mai in Frankfurt im Rahmen des Länderspiels Deutschland - Kolumbien zu Aktionen im und ums Stadion kommen, um der Öffentlichkeit die Folgen einer WM 2006 in Deutschland zu veranschaulichen. Weitere Aktionen sollen während der WM in Frankreich und an einem bundesweiten Aktionstag zu Beginn der Saison 98/99 folgen.
Letztlich hat das Wintertreffen in Mainz für einen neuen Motivationsschub im B.A.F.F. gesorgt, vor allem weil so viele bis dahin unbekannte Leute anwesend waren. Ob und wie die geplanten Aktionen umgesetzt werden, hängt jedoch hauptsächlich von den Gruppen vor Ort ab. Und da gibt es ja auch in Düsseldorf viel zu tun...
aus: Fortuna Fanzine "Come Back"

Druckbare Version Das B.A.F.F.-Wintertreffen in Mainz 1998 3. Bundesweiter Fankongress