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Stimberg-Zeitung vom 3.08.98:

 

Stimberg-Zeitung vom 3.08.98: Fußball verliert die Seele
KONGRESS: Fans sorgen sich um Atmosphäre in Stadien / Kein Volkssport mehr
Die Sorge um die Fan-Kultur stand im Mittelpunkt des Kongresses, zu dem das Bündnis Aktiver Fußball Fans (BAFF) am vergangenen Wochenende ins Sozialistische Bildungszentrum geladen hatte.
Zirka 200 Fußballfans nahmen an dem mittlerweile dritten BAFF-Kongreß in Oer-Erkenschwick teil. "Im Gegensatz zum vergangenen Jahr setzen wir bei der Podiumsdiskussion diesmal nicht auf Prominente und offizielle DFB-Vertreter, sondern haben neben eigenen Mitgliedern auch Vertreter von ausländischen Fangemeinschaften geladen", erklärt BAFF-Pressesprecher Gerd Dembowski. Und das war keine schlechte Entscheidung, wie der anschließende Erfahrungsaustausch zeigte: "Der Fußball verliert seine Fans und damit seine Seele", brachten die Diskussionsteilnehmer ihre Befürchtungen auf den Punkt. Hintergrund: In den Fußballstadien wurden in den vergangenen Jahren aus Sicherheitsgründen die Stehplätze abgeschafft. Gerade auf den Stehrängen sei aber die Fankultur gewachsen. Außerdem könnten sich viele die teuren Sitzplätze nicht mehr leisten, so daß immer mehr Fans ausgegrenzt würden. Statt bislang wie ein Volkssport zu sein, werde Fußball jetzt ein Sport für Besserverdienende. Ganz kraß sei diese Entwicklung während der Fußball-Weltmeisterschaft in Frankreich zutage getreten. Durch eingeschränkte Ticketvergabe haben Zehntausende von Fans ohne Eintrittskartenvor den Stadien gestanden. Dabei sei es gerade vor dem Hintergrund der gewalttätigen Ausschreitungen durch Hooligans wichtig, eine Fan-Gegenkultur in die Stadien zu bringen. Die Fans beklagten auch die mangelnde Bereitschaft der Spieler, sich öffentlich von den Gewalttaten rechter Gruppen zu distanzieren.
Durch die zunehmende Kommerzialisierung werde dem Fußball die Basis entzogen und die Atmosphäre in den Stadien bliebe auf der Strecke, so das Fazit. Im Anschluß an die Diskussion wurden verschiedene Themen, u.a. "Wie wirkt sich all das auf den Liga-Alltag aus?", in einzelnen Arbeitsgruppen vertieft. -iwo

Druckbare Version Die FSA und Perspektiven für eine Fanorganisation 06.12.: Katalog gegen Homophobie im Fußball