Das BAFF-Wintertreffen in Hamburg 1997
Das BAFF-Wintertreffen in Hamburg 1997Insgesamt hatten sich etwa 50 Fans von 17 Vereinen in Hamburg eingefunden. Hierzu muß gesagt werden, daß die anwesenden Personen größtenteils als Multiplikatoren in ihrer Fan-Szene fungieren, da sie Fan-Projekten oder -Initiativen angehören und teilweise Fanzines herausgeben. Insgesamt gehören B.A.F.F. derzeit 27 solcher Gruppen und zusätzlich über 40 Einzelpersonen aus dem gesamten Bundesgebiet an. Nach Bekanntgabe dieser erfreulichen Entwicklung berichteten die verschiedenen Regionalgruppen über ihre Arbeit.
AG-West: Auf den Regionaltreffen wurden Pläne für eine B.A.F.F.- Broschüre, die interessierten Fans und den Medien einen Einblick in die Arbeit, die Ziele und die Geschichte vom B.A.F.F. ermöglichen soll, ausgearbeitet. Die Pläne fanden allgemeine Zustimmung. Zudem wurde (ein besonderes Lob an das Fan-Projekt Duisburg) eine Umfrage zur derzeitigen Situation in den Stadien und über geplante Umbaumaßnahmen durchgeführt und ausgewertet. Die Ergebnisse findet Ihr an anderer Stelle in diesem Heft.
AG-Ost: Nachdem hier bisher lediglich eine Kontaktadresse auf dem Papier bestand, fand erfreulicherweise Ende Januar ein Treffen für erste organisatorische Schritte in Berlin statt.
AG-Süd: Während die West-Gruppe von den kurzen Entfernungen profitiert, lähmen die weiten Wege die Arbeit der Süd-Grupe. Freiburg, Stuttgart, München, Frankfurt, Offenbach und Kaiserslautern zeigen großes Interesse an B.A.F.F.-Arbeit, wie jedoch die regionale Arbeit in Zukunft effektiver gestaltet werden kann, blieb vorerst offen.
AG Nord: Momentan wird teilweise sehr gute Arbeit vor Ort geleistet, eine regionale Zusammenarbeit findet jedoch kaum statt.
Nach den Berichten aus den Regionalgruppen wurde über die Ereignisse in der Hinrunde diskutiert. An der Katastrophe von Guatemala und dem, was daraufhin durch die Medien geisterte, wurde einmal mehr die Notwendigkeit eines B.A.F.F.-Pressesprechers deutlich, damit auf aktuelle Ereignisse reagiert werden kann. Nach kurzer Diskussion stellte sich Gerd aus Duisburg zur Verfügung, und alle waren zufrieden. Ein weiterer Blick auf die Hinrunde ergab, daß sich die Situation für Fans zunehmend verschlechtert, was insbesondere an der schleichenden Versitzplatzung der Stadien liegt. Seit Jahren wird über den Abbau von Stehplätzen diskutiert, während die Vereine längst damit begonnen haben. Das trifft derzeit besonders die Auswärtsfans (besonders in Dortmund, Leverkusen und Bielefeld). Dabei verstoßen die Vereine gegen die "Durchführungsbestimmungen für Ligaspiele", in denen der DFB vorschreibt, daß den Gästefans 10 Prozent der Karten jeder Kategorie zur Verfügung gestellt werden müssen. Auffällig war, daß manche Vereine in dieser Angelegenheit willkürlich vorgehen. So mußten Fans verschiedener Vereine unterschiedliche Preise für die gleichen Karten zahlen. In der Regel bekamen die Fans auch vergünstigte Karten, die sich im Vorfeld bereits beschwert und auf die Bestimmungen hingewiesen haben.
In solchen Fällen wäre es die Aufgabe einer bundesweiten Fan-Organisation wie B.A.F.F., sich zu Wort zu melden und sich für die Fans sämtlicher Vereine einzusetzen. Zumal viele Fans bei ihren Vereinen keine Ansprechpartner haben, da der in den DFB-Richtlinien festgeschriebenen Einstellung eines Fan-Beauftragten oft nicht richtig nachgegangen wird, indem die Position nur durch eine Alibi-Person besetzt wird. Der DFB wurde aufgefordert, die Vereine in den genannten Fällen zur Einhaltung der Regeln zu drängen.
Im Hinblick auf die fortschreitende Entwicklung des Stehplatzabbaus war es übrigens einhellige Meinung der Anwesenden, eine deutsche Bewerbung für die WM 2006 kategorisch abzulehnen, wenn der Preis dafür der Umbau der Stadien in reine Sitzplatzarenen ist. In Zukunft soll diskutiert werden, wie B.A.F.F. gegen eine Bewerbung unter solchen Umständen vorgehen kann. Ein erster Slogan lautet: "Vier Wochen WM - ein Leben lang sitzen"
Eine weiteres bedauerliches Thema ist das wieder verstärkte Auftreten von Rassisten in den Fan-Kurven. Von den Anwesenden der 17 Vereine beobachteten 13 ein Anwachsen der rechtsradikalen Szene. Dieses Anwachsen wird auch von Seiten der Polizei bestätigt. In einer Pressemitteilung wurde gefordert, den Anfängen zu wehren. Der DFB, die Sicherheitsorgane und auch die Medien sollten erhöhte Sensibilität zeigen. Vor allem letztere müßten mit ihrer "Heile-Welt"-Berichterstattung aufhören und die Mißstände anprangern, anstatt sie zu ignorieren. Gleichzeitig wurden alle Fußball-Fans aufgefordert, durch Zivilcourage zu zeigen, daß der Rassismus auf den Rängen keinen Platz hat. Zu diesem Thema fand vom 17. bis zum 19. Februar ein Workshop "Rechtsextremismus und Fußball" in Köln statt. Dieser wurde von der Koordinationsstelle Fan-Projekte (KOS) organisiert.
Am Sonntagmorgen fand im St. Pauli-Clubheim die Abschlußdiskussion statt. Dabei wurde über die nächsten Aktionen gesprochen. Highlight soll der "2. bundesweite Fan-Kongreß" im Sommer in Erkenschwick sein (nähere Infos unten). Über die genaueren Planungen werden wir Euch auf dem Laufenden halten. Wir können Euch nur jetzt schon raten, Euch für den Kongreß, anzumelden.