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“Fans in den Medien”

Arbeitsgruppe 8:




Fans in den Medien –
am Beispiel der WM 98 in Frankreich

1. Der Fan in der WM-Berichterstattung
Nach einer Vorstellungsrunde, in der alle TeilnehmerInnen berichteten, wie sie die WM verfolgt haben, ob Zuhause oder mit Freunden, im Fanladen oder in der Kneipe, konnten wir feststellen, daß es einen sehr unterschiedlichen Umgang mit der WM-Berichterstattung gab. Allerdings wurde die Aufmerksamkeit nach den Vorfällen in Lens bei allen stärker.
Antje berichtete über die von den Fanbetreuern vor Ort gemachten Beobachtungen. Vor Ort auffällig war das stimmungsmachende Verhalten der zahlenmäßig immer größer werdenden Anzahl an Rechten. Bereits der Samstag vor dem Spiel war von dieser Atmosphäre geprägt.
Am Sonntag versuchten sich die offensichtlich Gewaltbereiten zu größeren Gruppen zusammenzufinden. Dies gelang nur in ein oder zwei Fällen, wobei sich ca. 200 Leute zusammenschlossen. In der Gruppe fanden sich “unpolitische” Hooligans, aber auch eindeutig als Rechtsradikale zu erkennende Personen, die dabei mit Parolen wie “Hier marschiert der nationale Widerstand”, “Deutschland den Deutschen....”, “Wir sind wieder einmarschiert” durch die Straßen zogen. Deutlich wurde, daß sich die Hooligans zu kaum einem Zeitpunkt von den Rechtsradikalen distanzierten, genausowenig wie herumstehende Gaffer.
Der bekannte Angriff auf den Gendarm Daniel Nivel kam allerdings ziemlich überraschend. Eigentlich hatte man den Eindruck, daß die französische Polizei die Situation unter Kontrolle hatte. Nicht zu beurteilen war, ob die Täter aus der Gruppe der Hooligans oder der Rechten stammten.
Diese Darstellung entspricht nicht unbedingt den Darstellungen in den Medien. Dort wurden die Sachverhalte immer so dargestellt, als ob es den ganzen Tag über zu Ausschreitungen riesiger Hooligangruppen gekommen wäre. Tatsächlich aber gab es nur kleinere Scharmützel, die auch im normalen Ligaalltag immer wieder einmal vorkommen. Die Medien haben über die Dominanz der Rechtsradikalen nicht oder nur wenig berichtet. Stattdessen haben sie polarisiert zwischen den Randalierern und den exotischen “Sambatänzerinnen” bzw. den bunt geschminkten feiernden “Clowns”. Der “Durchschnittsfan” kam in der Berichterstattung nicht vor.
2. Der Fan in der Ligaberichterstattung
Auch im Ligaalltag machen wir diese Beobachtung. Inszenierte Jubelfeiern und Verbrüderungsszenen unter sonst rivalisierenden Fans suggerieren ein der Realität nicht entsprechendes Bild. Auf der einen Seite hat niemand von uns etwas gegen eine “gepflegte Feindschaft”, insofern gehen uns solche Inszenierungen gegen den Strich, auf der anderen Seite haben solche Bilder aber auch dazu beigetragen, daß gewalttätige Szenen aus der lokalen Rivalität nahezu verschwunden sind. Uns ist aber auch klar, daß solche Bilder nicht deswegen gesendet werden, sondern um den Marktwert des Fußballs zu erhöhen und neue Zuschauerschichten in die Stadien zu führen. Dabei werden Themen, die uns Fans interessieren, so gut wie nie angesprochen. Auch die von uns seit zwei Jahren beobachtete Zunahme von Rechtsradikalen in den Stadien bleibt außen vor.
3. Öffentlichkeitsarbeit von Fans
Die Fanzines der 90er Jahre sind Ausdruck einer neuen Selbstwahrnehmung, einem neuen Bedürfnis sich selbst auszudrücken und über das Zeitungmachen Einfluß auf die Entwicklung innerhalb und außerhalb der traditionellen Fußball-Fanszenen zu nehmen.
Es kam zu einem Erfahrungsaustausch unter den FanzinemacherInnen auch im Hinblick darauf, daß in Fürth ein neues Fanzine („Dounern hald nai“) entstanden ist. Zentrales Moment ist die Pressearbeit, d.h. das Zugehen auf Journalisten in den lokalen Medien, auch wenn dies vielleicht nicht immer von Erfolg gekrönt wird.
Referentin: Antje (Offenbach)

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