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DFB-Brief an die Vereine zum Thema "Rassismus

 

DFB-Brief an die Vereine zum Thema "Rassismus
und Fremdenfeindlichkeit im Fussball"An:
Regional- und Landesverbände
Vereine der Bundesliga und der 2.Bundesliga19.10.98Rassismus und Fremdenfeindlichkeit im Fußball

Sehr geehrte Damen und Herren,
in jüngster Vergangenheit beobachten wir mit großer Sorge, daß in den Stadien bei den Spielen der Lizenzligen, aber auch in den oberen Klassen der Amateurligen vermehrt Rassismus und Fremdenfeindlichkeit auftreten.
Rechtsradikale Gruppen produzieren sich vor und in den Stadien, verteilen Flugblätter, T-Shirts und Aufkleber mit rechten Parolen.
Bei einem Teil der Fans gibt es sehr oft rassistische Beleidigungen und fremdenfeindliche Beschimpfungen. Die meisten Fans denken, daß es vollkommen harmlos ist, rassistische Beschimpfungen über farbige oder ausländische Spieler auf das Spielfeld zu schreien. Manche finden es amüsant, Dschungelgeräusche von sich zu geben, wenn farbige Spieler der gegnerischen Mannschaft im Ballbesitz sind. Vielfach ist zu beobachten, daß Fans der rechtsradikalen Szene zuzuordnende Grüße zeigen und daß im Umfeld der Stadien vermehrt rassistisches Graffiti auftaucht.
Auch wenn wir davon überzeugt sind, daß die überwältigende Mehrheit der Fußballfans mit Rassismus und Fremdenfeindlichkeit nichts zu tun hat, glauben wir dennoch, daß wir gemeinsam dem mehr und mehr auftretenden Phänomen eindeutig entgegentreten müssen. Keinesfalls darf es so sein, daß Rechtsradikalismus geduldet wird, nur weil man glaubt, daß es sich hier w-n eine Minderheit handelt. Aus unserer Sicht ist es dringend erforderlich, daß sowohl die Verbände, wie auch die Vereine ein Zeichen setzen und sich eindeutig gegen Rassismus und Fremdenfeindlichkeit stellen.
Folgende Maßnahmen könnten dabei aus unserer Sicht eingeleitet bzw. aufgegriffen werden:
1. Aufnahme eines Anti-Rassismus-Paragraphen in die Stadionordnung mit dem Ziel, daß Rassismus und Fremdenfeindlichkeit sowie das Zeigen und Rufen von rechtsradikalen Zeichen und Symbolen nicht geduldet und mit Stadionverbot belegt wird.
2. Aufklärung des Ordnungsdienstes über verbotene Symbole, die der rechtsradikalen Szene zuzuordnen sind.
3. Veröffentlichung von Erklärungen in den Stadionzeitungen, daß der Verein Rassismus nicht toleriert; rassistische Gesänge und das Zeigen von rechtsradikalen Zeichen und Grüßen verurteilt und entsprechend einschreiten wird.
4. Verpflichtung der Besitzer von Dauerkarten, daß sie sich nicht an rassistischen Beschimpfungen, rassistischen Gesängen oder auch anderem aggressiven Verhalten, wie z.B. das Abbrennen von pyrotechnischen Gegenständen beteiligen. Daß sie Personen, die sich anders verhalten, dem Ordnungsdienst oder der Polizei melden.
5. Einleiten von geeigneten Schritten gegen den Verkauf oder die Verteilung von rassistischem und fremdenfeindlichen Schriftgut an den Spieltagen auf dem Stadiongelände.
6. Einwirken auf Spieler, Trainer und Funktionäre, daß sie keine rassistischen Schimpfwörter von sich geben.
7. Entfernen aller rassistischen Graffitis im Stadiongelände.
8. Entwicklung eines Aktionsprogramms oder eines Projektes Zusammenarbeit mit den Behörden, der Polizei, den Fan-Projekten, Fanclubs, Sponsoren, Jugendämtern, Spielern und Trainern, um das Bewußtsein gegen Rassismus und Fremdenfeindlichkeit zu steigern.
9. Regelmäßige Durchsagen gegen Rassismus und Fremdenfeindlichkeit durch den Stadionsprecher.
10. Einblendungen auf der Anzeigetafel, daß der Verein und die Fußballfans gegen Diskriminierung und Rassismus sind.
Gerne sind wir bereit, mit Ihnen gemeinsam in die Diskussion zu treten und nach Lösungen zu suchen, damit rechtsradikale Tendenzen und Fremdenfeindlichkeit im Fußball und insbesondere in der jugendlichen Fan-Szene sich nicht verbreiten.
Mit freundlichen Grüßen
DEUTSCHER FUSSBALL-BUND

Horst R. Schmidt
Generalsekretär

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