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10.02.: FARE-Kongress in Gelsenkirchen

 

WAZ
Bananen fliegen massenhaft auf den Platz




WAZ Gelsenkirchen. Brillante Spielzüge, mitreißende Tore, volle Stadien - das sind die schönen Seiten des Fußballs. Seine Kehrseite ist Rassismus. Und das zunehmend in osteuropäischen Ländern.

Um den Rassismus in Europas Stadien zu bekämpfen, hat sich vor fünf Jahren das Netzwerk FARE ("Football Against Racism in Europe") gegründet.
Zum kleinen Jubiläum trafen sich 70 Delegierte aus 19 Ländern am Wochenende in der Arena Auf Schalke in Gelsenkirchen. In der Stadt, die in diesem Jahr
ein ganz großes Jubiläum feiert: 100 Schalke Jahre. Gelsenkirchen natürlich auch, weil die Schalker Fan-Initiative e.V. zu den Gründungsmitgliedern von
FARE gehört.

Ein Brennpunkt sei zurzeit Osteuropa. Dort sei das Problem des Rassismus und Antisemitismus noch stärker verbreitet als in westeuropäischen
Ländern. "In der polnischen Liga beispielsweise passiert es häufig, dass massenhaft Bananen auf den Platz fliegen, sobald ein farbiger Spieler an den
Ball kommt", erzählte Stuart Dykes von der Schalker Fan-Initiative. Der Verein "Never Again Association" leistet in Polen unter dem Dach des FARE-Netzwerks Aufklärungsarbeit durch die Veröffentlichung von
Zeitschriften und führt Aktionen durch. Michael Fanizadeh vom FARE-Koordinierungsbüro "Fairplay" in Wien warnte allerdings vor raschen, spürbaren Verbesserungen: "Da muss man geduldig sein. In zehn Jahren wird sich vielleicht etwas geändert haben."

Die nächste große Herausforderung von FARE ist die
Fußball-Europameisterschaft 2004 in Portugal. Dort wird das Netzwerk in Zusammenarbeit mit "Football Supporters International" (FSI) so genannte
Fan-Botschaften einrichten. Die sollen Anlaufstellen für die angereisten Fans sein, wenn Probleme wie etwa verlorene Reisepässe oder Eintrittskarten
gelöst werden müssen. Das ehrgeizige Ziel der Fan-Botschaften: Man will rechtzeitig Spannungen vermeiden und Ausschreitungen unter den europäischen Fans verhindern. Es sind aber auch Anti-Rassismus-Aktionen vor Ort geplant.
Michael Fanizadeh ergänzte: "Es wird zeitlich knapp, aber das Ganze bringt uns viel Erfahrung." Erfahrung, die zwei Jahre später bei der WM 2006 in
Deutschland genutzt werden soll. "Hier und in Österreich ist nicht Rassismus das größte Problem, sondern eher Homophobie, die Diskriminierung von
homosexuellen Sportlern durch Fans und Institutionen", so Fanizadeh. Auch auf dieser Ebene wird FARE aktiv bleiben.

08.02.2004 Von Mario Stork

Buerscher Zeitung
Gelsenkirchen

Schalke 04 als europaweites Vorbild gelobt
70 Delegierte von Fan-Vereinigungen aus 19 europäischen Ländern trafen sich am Freitag und Samstag in der Arena, um fünf Jahre nach Gründung
des Netzwerkes "Football Against Racism in Europe" (FARE) Bilanz zu ziehen und künftige Schwerpunkte ihrer Arbeit gegen rassistische Diskriminierung in
den Fußballstadien festzulegen.

Von Niels Holger Schmidt

Im Mittelpunkt standen unter anderem Aktionen von FARE bei der Europameisterschaft in Portugal. Dort werden die antirassistischen Ballspielfreunde im Rahmen der Fanbetreuung mit von der Partie sein.

In einem Workshop nahmen die Fußballaktivisten konkretere Planungen vor. "Wir werden im Rahmen der Fan-Botschaften, die sich bereits seit einigen Jahren um die Fans kümmern, aktiv werden. In den Bussen fuhren
bisher vor allem Streetworker mit, die sich um die Fans kümmerten. Wir werden nun auch ein Streetkick-Feld mitbringen. In diesem aufblasbaren Fußballfeld sollen die verschiedenen Fans spontan Spiele austragen und sich so näher kennen lernen", berichtete Gerd Dembowski vom "Bündnis Aktiver Fußballfans" (BAFF), dem deutschen Partner der europaweiten Fan-Assoziation.

Dembowski hat schon bei der Weltmeisterschaft 1998 in Frankreich Erfahrungen in der Fan-Arbeit bei Großturnieren gesammelt. "Wir wollen auch
eine mehrsprachige Fanzeitung herausbringen", kündigte er an.

Auch werde es darum gehen, die portugiesischen Fans mit einzubinden, so Dembowski weiter. Inzwischen wird die Arbeit am Rande des europäischen Fußball-Gipfeltreffens auch von der Uefa unterstützte: "Der Verband hat uns 600 000 Schweizer Franken zur Verfügung gestellt", teilte Dembowski mit.

Kooperation mit den Vereinen

In weiteren Workshops befassten sich die Teilnehmer mit demProblem der Diskriminierung von Homosexuellen in der Fußballszene und den
Möglichkeiten, verstärkt Zuschauer mit Migrationshintergrund in die Stadien
zu bringen. Wichtig ist auch die Kooperation zwischen Fans und Vereinen. "Ich denke, Schalke fungiert im Bereich der antirassistischen Arbeit mit den
Fans als Vorbild. Das trifft bei den anderen Fan-Initiativen durchaus auf Interesse", erläuterte Stuart Dykes von der Schalker Fan-Initiative. So sei
Schalke in dem Spot des Musiksenders MTV, der FARE 2002 mit seinem "Free Your Mind"-Award auszeichnete, als einziger Verein namentlich erwähnt worden.

Weniger erfreulich war dagegen das, was die westeuropäischen Fans von ihren Kollegen aus dem Osten erfuhren. "Dort gibt es Rassismus in
noch in wesentlich offensichtlicher Form als hier", berichtete Michael Fanizadeh vom FARE-Koordinierungsbüro in Wien. Schwarze Spieler müssten teilweise unter einem Hagel von Bananen betreten, erzählte er. "Um dem entgegenzuwirken werden wir einen speziellen Finanztopf schaffen, um die dort noch schwachen antirassistischen Fan-Netzwerke zu unterstützen", so Fanizadeh. Außerdem will FARE auf seiner nächsten Konferenz im kommenden Jahr in Bratislava in der Slowakei Flagge zeigen.

Als Co-Gastgeber der Konferenz betonte auch Schalke-Manager Rudi Assauer in einem Grußwort die Bedeutung der Arbeit gegen Rassismus in den
Stadien. Gerade Schalke als Klub mit einer langen Tradition von Spielern aus Zuwandererfamilien kenne die Bedeutung dieser Arbeit, nicht zuletzt im
Jubiläumsjahr des Vereins.

Trotz intensiver Diskussionen wollten die Fußballfreunde nicht ganz auf den Kampf um das runde Leder verzichten und besuchten gemeinsam das
Match der Schalker gegen 1860 München.

Druckbare Version 03.02.:Goldener Schlagstock: Frankfurter Reaktion 17.02.: Zu Gast bei Freunden -ARD-Online