02.10.: Dumpfbacken machen das Stadion zum Tatort
Dumpfbacken machen das Stadion zum Tatort
Um Rassismus und Diskriminierung im Fußball geht es in der Ausstellung
"Tatort Stadion", die gestern Abend in der Flora eröffnet worden ist.
Prominenter Gast war WDR-Reporter Manni Breuckmann.
Gelsenkirchen ist die 22. Station der Wanderschau, die vom Bündnis aktiver
Fußballfans (BAFF) in Berlin zusammengestellt wurde. Wie immer bei
wichtigen Ausstellungen in der Flora hat das Kulturreferat der Stadt für
ein facettenreiches Begleitprogramm mit Vorträgen, Filmen, Diskussionen und
Lesungen gesorgt.
Ausstellungsmacher Gerd Dembowski berichtete, was die Idee gewesen ist.
"Wir wollten die Behauptung der Vereine widerlegen, Rassismus und
Diskriminierung seien vereinzelte Vorkommnisse. Vielmehr trifft man sie
kontinuierlich und nicht nur in den Fankurven." Die weitaus meisten Vereine
haben sich jedoch inzwischen den Problemen gestellt, auch wenn sie vielfach
machtlos sind. Ein dickes Lob gab es in diesem Zusammenhang für die durch
Bodo Berg vertretende Schalker Fan-Initiative, die schon lange Front gegen
Rechts macht.
Dokumentiert werden in der Ausstellung auf 33 Tafeln rassistische Attacken
("Scheiß Nigger, hau ab!"), Rechtsradikalismus ("Sieg Heil!"), dumpfer
Antisemitismus ("Wir fahren nach Polen, um Juden zu versohlen"),
Schwulenhass ("Schwabenschwuchteln") und Sexismus ("Fußball, Bier und geile
Weiber, das ist unser Leben").
Das Rahmenprogramm beginnt bereits heute um 19.30 Uhr mit einem Vortrag von
Dembowski über "Beobachtungen am Tatort". Es schließt am 17. Oktober mit
einer Begegnung mit dem niederländischen Schiedsrichter John Blankenstein,
der wegen seiner Homosexualität diskriminiert worden ist.
Nicht mit im Boot der örtlichen Veranstalter ist der FC Schalke 04. Die
Übernahme der Schirmherrschaft wurde laut Berg abgelehnt, im Gegensatz zu
anderen Bundesligavereinen. Auch der DFB hatte so seine Probleme mit der
Ausstellung, in der dessen Präsident Gerhard Mayer-Vorfelder nicht gerade
mit Vorbildfunktion auftaucht.
Buersche Zeitung - 22. 09. 2003